Die Bedeutung der Suspensionen bei einigen Rückenmarksaffectionen / von W. von Bechterew.

  • Bechterew, W. von.
Date:
1893
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Bedeutung der Suspensionen bei einigen Rückenmarksaffectionen / von W. von Bechterew. Source: Wellcome Collection.

    4/6 (page 4)
    Complication des krankhaften Processes mit acut entzündlichen Zuständen der Rückenmarkshäute hin weisen, wird die Suspension meist schlecht vertragen und ruft fast immer Verstärkung der Schmerzen hervor; in Folge dessen ich mich berechtigt glaube anzunehmen, dass in derartigen Fällen die Suspension contra- indicirt ist. Bezüglich der verschiedenen Methoden der Suspension scheint es mir, dass die alte Suspensionsmethode gegenwärtig ganz aus der Therapie, als nicht ganz gefahrlos für die Kranken, ausgeschlossen werden muss. Zu der Zeit, als noch keine Angaben über die Möglichkeit fataler Ausgänge der Suspensionen nach der alten Methode Vorlagen und auch keine anderen Methoden dieser Behand¬ lungsweise existirten, konnte man sich noch dieser Methode, natürlich hei äusserst vorsichtiger Handhabung, bedienen. Jetzt aber, wo wir viel vollkommenere Me¬ thoden besitzen, ist die Verwendung der alten Methode direct unzulässig. Bei der Suspension mit dem SpniMON’schen Apparat, welcher, wie ich schon erwähnt, zu den vollkommensten aller zur Zeit vorhandenen Apparate gehört, erscheint es mir am bequemsten, den Zaum und die Ellbogenstücke zugleich zu benutzen; die Achselgrubenstücke aber, welche nicht selten bei den Suspensionen zur Ver¬ wendung gelangen, sind ganz überflüssig und in der Hinsicht unbequem, dass sie die grossen Gefässe und Nerven der oberen Extremitäten stark zusammen¬ pressen und nicht selten dem Arzt sogar die Möglichkeit rauben, während der Suspension den Puls des Kranken zu überwachen. In dieser Beziehung muss den Ellbogenstücken unbedingt der Vorzug vor den Achselgrubenstücken ein¬ geräumt werden. Die Anwendung der Ellbogenstücke allein jedoch, wie das von einigen Autoren (z. B. Bogeow) gewünscht wird, kann nach seinen Resultaten, wenigstens soweit es auf die Wirkung der Suspensionen auf die oberen Ab¬ schnitte der Wirbelsäule und auf die Blutcirculation in der Schädelhöhle an¬ kommt, kaum ganz die Anwendung des am Kinn und Hinterkopf Unterstützungs¬ punkte besitzenden Zaumes bei den Suspensionen ersetzen. Ausserdem erreicht, wie ich mich überzeugen konnte, die Anwendung der Ellbogenstücke allein bei den Suspensionen nicht ganz ihr Ziel auch deshalb, weil einige von den Kranken, besonders Frauen, wegen mangelhafter Entwickelung der Musculatur dabei schnell ermüden und nicht ihre Körperschwere genügend lange Zeit auf den Ellbogen zu tragen vermögen. In Folge dessen ziehe ich es vor, bei den Suspensionen die Ellbogenstücke und den Zaum gleichzeitig anzuwenden, um so mehr, da bei dieser Methode es dem Patienten vollkommen frei steht, im Falle irgend welcher unangenehmen Empfindung der Wirkung des Zaumes, sogleich nach Belieben während der Suspension seinen Schwerpunkt auf die Ellbogenstücke zu über¬ tragen. Wenn aber dieser oder jener Umstände halber die Ausführung der Suspension dem Kranken selbst überlassen werden muss, so sind zweifellos die Ellbogenstücke allein anzuwenden und in keinem Falle dem Patienten selbst der Gebrauch des Zaumes, wenn auch mit den Ellbogenstücken zugleich, zu gestatten. Der Bedeutung wegen, welche wir dem SPEiMON’schen Apparat bei der Be¬ handlung von Nervenkranken mit Suspensionen beilegen, sei hier die Abbildung