Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede.

Schede, Max, 1844-1902.

Date:: 1900

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Credit: Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede. Source: Wellcome Collection.

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hineinpresst und unter der Wirkung von Belastung und Bewegung vertieft, so bandelt es sich bei Anwendung des Apparates recht eigentlich um eine „funktionelle Belastungsmethode“. Die von Paci empfohlenen Repositionsmanöver sind bekanntlich die folgenden: 1. Maxi- male Beugung im Hüft- und Kniegelenk, wobei der Kopf kräftig nach abwärts geschoben wird. 2. Leichte Abduktion des gebeugten Schenkels, wobei unter günstigen Verhältnissen der Gelenk- kopf in die Gegend der Pfanne rückt. 3. Der gebeugte und abduzierte Schenkel wird bei rechtwinklig gestelltem Kniegelenk nach aussen gerollt, bis die Achse des rechtwinklig ge- beugten Unterschenkels senkrecht zur Medianebene des Körpers steht. Und 4. wird der ge- gebeugte, abduzierte und nach auswärts gerollte Schenkel unter Beibehaltung der Aussenrollung langsam und vorsichtig gestreckt. Es ist ohne weiteres zuzugeben, dass die genannten Repositionsmanöver in den Fällen zweck- mäfsig sind und zu einer wirklichen Reposition führen können, wo es sich um eine Luxatio iliaca handelt im Sinne einer traumatischen Luxatio iliaca. Ganz anders aber bei der gewöhn- lichen Luxatio supracotyloidea. Wenn manbedenkt, dass bei dieser an sich schon das obere Femurende nach aussen rotiert ist, und das nicht nur um 90, sondern oft noch um mehr Grade, so wird es völlig klar, dass die Paci'sehen Manöver in diesen gewöhnlichen Fällen nie und nimmer eine wirkliche Reposition herbeiführen können. Steht, wie es so häufig der Fall ist, schon bei nach vorn gerichteter Patella der Kopf nicht medial, sondern sagittal oder gar lateral vom Trochanter (s. z. B. Fig. 12, 13, 14, 20, 22), so wird die starke Aussenrotation den Kopf nur noch weiter lateral vom Trochanter, niemals aber in die Pfanne bringen. Es kommt dann unweigerlich die Stellung des oberen Femurendes zu stände, die Jul. Wolff im 4. Heft des I. Bandes der „Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen“ Tafel Kill, Fig. 7 abbildet und im ganzen viermal konstatiert hat, nämlich die, dass der Trochanter die Stelle der Pfanne einzunehmen scheint, während der Gelenkkopf weit lateral davon steht. Unsere Fig. 27 zeigt ein ähnliches Bild, welches einem 6jährigen, seiner Zeit in Abduktion und Aussenrotation behandelten Mädchen entnommen ist (Bauchlage). Die Stellung der Trochanter- spitze in der Pfanne ist natürlich nur scheinbar. Wird die Patella nach vorn rotiert, was in diesem Falle durch Uebung ermöglicht war, so steht der Gelenkkopf ziemlich genau sagittal vor dem Trochanter und hart nach oben und aussen von der Pfanne, zwischen ihr und der Spina ant. sup. ganz fest. Die Fixation und das funktionelle Resultat sind gut, die Verkürzung des Beines beschränkt sich auf 1 x/2 cm. Aber bei früherer Einsicht in die Verhältnisse, wie sie wirklich liegen, wäre wohl ein idealeres Resultat möglich gewesen. Lorenz’ bekannte Repositionsmanöver sind ohne Zweifel viel rationeller. Nachdem er durch maschinelle Extension in abduzierter Richtung den Widerstand verkürzter Weichteile und namentlich den der Adduktoren gebrochen hat, sucht er den flektierten und — der Ante- version des Schenkelhalses und Kopfes wegen etwas nach innen rotiertem Schenkel allmählich und vorsichtig stark zu abduzieren. Der Gelenkkopf wird dabei gegen den hinteren Rand der Pfanne angedrängt und bohrt sich gleichzeitig in frontaler Richtung in die enge Pfannen- tasche ein. Sonderbarerweise hält aber Lorenz die Richtung des Schenkelhalses, die er für die Reposition richtig als die geeignetste erkannt hatte, nämlich die frontale, nicht in gleicher Weise günstig für die Retention. In der Besorgnis vor einem Zurückgleiten des Kopfes da- hin, woher er nach Lorenz Meinung gekommen war, nämlich über den hinteren Pfannen- rand, giebt er nun dem Schenkel eine zwar noch abduzierte, aber gleichzeitig auch nach aus- wärts rotierte Stellung, in der Absicht, dass der dabei nach vorn andrängende Kopf die straft über die Pfanne gespannte Kapsel ausweiten und für die möglichst tiefe Einstellung in die Pfanne sich Platz schaffen solle.