Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede.

Schede, Max, 1844-1902.

Date:: 1900

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Credit: Die angeborene Luxation des Hüftgelenkes / von Max Schede. Source: Wellcome Collection.

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2. durch eine Verbiegung des Schenkelhalses oder eine Torsion des ganzen oberen Sckenkel- endes selber. In der Thafc ist beides der Fall. Verweilen wir zunächst bei den zuletzt erwähnten Veränderungen. Die fehlende Aussenrotation bei der Luxatio supracotyloidea ist in der That die Folge davon, dass bei nach vorn gewandter Patella — wir wollen das die Normalstellung nennen — in zahlreichen Fällen der Gelenkkopf nicht in annähernd frontaler Richtung medialwärts vom Trochanter steht, sondern in sagittaler gerade vor ihm. Diese Sagittalstellung des Kopfes zum Trochanter ist nicht nur die häufigste, sondern auch eine der wichtigsten und folgenschwersten Veränderungen der anatomischen Form des angeboren luxierten Schenkels. Sie erklärt uns nicht nur die grossen Unterschiede in der Stellung eines angeboren und eines traumatisch luxierten Beines, sondern wird auch zu einem ausserordentlich wichtigen Faktor für die Frage der Reposition und der Retention. Wenn durch eine Verbiegung des Schenkelhalses nach vorn —eine „Ante- version“ desselben, oder, wie ich es mit F. Lange für richtiger halte, durch eine Torsion der oberen Schaftpartie gegen die untere nach aussen der Gelenkkopf um 90 und mehr Grad nach vorn bezw. nach vorn und aussen gewendet sein kann* so sehr, dass er nicht mehr medial vom Trochanter, sondern gerade vor oder selbst lateral vor demselben zu stehen kommt, so fällt natürlich bei der Luxatio supracotyloidea jeder Grund zu einer Drehung des Beines nach aussen weg. Macht man sich nun klar, dass die angeborene Luxatio iliaca etwas ganz anderes ist, als die traumatische, und dass es sich bei ersterer zunächst nur darum handelt, dass das obere Femurende mit seinem antevertierten Kopf von seiner letzten Stellung unter der Spina etwas weiter nach hinten zurück weicht, ohne dass zu- nächst irgend ein anderweitiger Stellungswechsel eintritt, so ergiebt sich, dass zunächst auch gar kein Grund vorhanden ist, warum es nun sofort zu einer Innenrotation und Adduktion kommen sollte. Die traumatische Luxation ist davon himmelweit verschieden. Ganz abgesehen da- von, dass bei ihr der Kopf die Pfanne nicht nach aussen und oben, sondern nach hinten oder hinten und unten verlässt, liegt stets von vorn herein die vordere Seite des Halses und Kopfes der äusseren Darmbeinfläche an, und der Trochanter stets vor dem luxierten Gelenkkopf. In den Anfangsstadien der angeborenen Luxatio iliaca ist das umgekehrt. Der Kopf bleibt vor dem Trochanter stehen, die hintere Fläche des Halses liegt der äusseren Darmbeingrube an, und ohne die starke Torsion des oberen Femurendes nach aussen (oder, was dasselbe ist, des untern nach innen) müsste eine gewaltige Aussenrotation des Beines zu stände kommen. Aber auch das ist nicht oder nur in sehr geringem Grade der Fall, und erst bei weiterem Hinaufrücken des Femur am Becken macht sich die Spannung der Weichteile, in erster Linie wohl der vorderen Kapselpartieen in der Regel dahin geltend, dass nicht nur eine Beugestellung des Ober- schenkels zum Becken eintritt, sondern auch eine Adduction mit Rotation nach innen, wobei nun allerdings, ebenso wie bei der traumatischen Luxation, die vordere Seite des Schenkelhalses der Darmbeingrube anliegt. Dieser Stellungswechsel geschieht meist allmählich, zuweilen aber, wie Kirmisson angiebt, auch ganz plötzlich mit einem Ruck, wie bei einer traumatischen Luxation. Kopf und Trochanter drehen sich auf einmal um ihre Achse und „schiessen einen richtigen Purzelbaum“, so dass nun das freie Ende nach hinten und der Trochanter nach vorn tritt. Als Beispiele für die Sagittalstellung des Schenkelhalses können schon Fig. 2 u. 3 dienen, ferner Fig. 12 (8jähr. Mädchen), Fig. 13, 14, 22, 32, 37. Fig. 14, einem jetzt 9jähr. Mädchen entnommen, zeigt den mächtig entwickelten Gelenkkopf rechts sagittal, links lateral zum Trochanter stehend. Aenderungen des Winkels zwischen Schenkelschaft und Schenkelhals sind nicht selten — am häufigsten Vergrösserungen bis zu einer fast senkrechten Fortsetzung des Schaftes. S. Fig. 15 (7jähr. Mädchen), IG (12jähr.) und 17. (13jähr.). Beide letzteren Bilder stammen Schede, Die angeborene Luxation des Hüftgelenks.