Volume 1

Histologische und histopathologische Arbeiten über die Grosshirnrinde : mit besonderer Berücksichtigung der pathologischen Anatomie der Geisteskrankheiten / herausgegeben von Franz Nissl.

Date:
1904-1913
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Credit: Histologische und histopathologische Arbeiten über die Grosshirnrinde : mit besonderer Berücksichtigung der pathologischen Anatomie der Geisteskrankheiten / herausgegeben von Franz Nissl. Source: Wellcome Collection.

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    » 10 vollkommen im klaren sein, dafi ihr Nutzen flir die letztere kein unmittelbarer ist. Gewifi ist cs verstandlich, wenn jemand, der die Neigung hat, sich auf dem Gebiete der pathologischen Anatoraie der Grofihirn- riude zu betatigen, licber einen Fall zur mikroskopischen Unter- sucliung sich aussucht, tier grobere, schon makroskopisch greifbare Veranderungen darbietet, als die Hirnrinde etwa eines Katatonikers, die bei der Sektion iiberhaupt keine Veranderungen erkennen laBt. V enn wir auch diese Wahl recht wohl begreifen konnen, so miissen wir sic doch als verkehrt bezeichnen. Denn die cytologische Ana- lyse einer Cyste, odor eines Narbengewebes, eines Erweichungs- hcrdes Oder einer Blutung gehort zu den allerschwierigsten Auf- gaben. AVer sich auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie der Rindenerkrankungen betatigen will, darf uicht mit den schwie- rigsten Aufgaben beginnen. Die zahlreichen histologischen Unter- suchungen liber herdartige Prozesse in der Hirnrinde berechtigen uns zu dem Urteil, daB ihre Ergebnisse aber auch nicht im ent- ferntesten im Verhaltnis zu der auf die Untersuchung soldier Herde verwendeten Zeit und Miihe stehen. End doch sind gerade die Er- weichungsherde, Blutungen, Narbenbildungen, tuberkulose Grauula- tionsgeschwiilste, Abszesse, deren cytologische Analyse und richtige Deutung die allergrbBten Schwierigkeiten bereitet, unseren I’nter- suchungen und auch unserem Verstanduis ungleich leichter zugang- lich, als die Rindenerkrankungen Geisteskranker. Nur muB der richtige AVeg eingeschlagen werden. Hier fiilirt das Experiment zum Ziele. Denn gerade bei diesen Vorgangen ist die Ubertragung der durch das Experiment gewonnenen Erfahrungen auf die menscli- liche Pathologic noch am meisten berechtigt. Daraus ergibt sich aber die wichtige Lehre, daB nur diejenigen, die sich genUgende Erfahrung bei Tierexperimenten gesammelt haben, an die cyto- logische Analyse von Erweichungsherden, Cysten, Narbenbildungen, Abszessen, Granulationsgeschwtilsten, Pint ungen herantreten sollen. Wir glauben, die Bedeutung des Tierexperimentes ftir die patho- logische Anatomie der Geisteskrankheiten gewifi nicht niedrig ein- geschatzt zu haben. Unser Standpunkt gegeniiber den histopatlio- logischeu Untersuchungen von herdartigen Erkrankungen diirfte da- her vollkommen klar sein. wenn wir betonen, daB sie mit Hiick- sicht auf das Hauptziel des Psychiaters cine annahernd gleiche Stellung einnehmen wie die experimentellen Studien. Die Methode, jedc Hemisphere in eine Anzahl dicker Schei- ben zu zerlegen und von jeder Scheibe ein Ubersichtspraparat