Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas.

  • Baas, Joh. Hermann (Johann Hermann), 1838-1909.
Date:
1876
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Credit: Grundriss der Geschichte der Medicin und des heilenden Standes / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.

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    Theil gelesen hat, weiss, was breiten Raumes die Weisungen ad provocandum CO...., pro p... stimulando et stringendo, ad men- s . . . . provocandum u. s. w. einnehmen. Ja, wenn man die Fülle . von Recepten pro abortu artificiali oder, wie es meist hier heisst, ad mens provocandum, liest, so hat man einen Einblick in das fromme, gottselige Mittelalter von einer Seite, die sonst mit histo- rischem Dunkel und Dünkel versteckt wird (Haupt. S. Haeser 3. Aufl. I. Band S. 681). Was Verfasser in dieser Beziehung aus- sagt — confessionelle Velleitäten besitzt er am wenigsten — darf dem gemäss nicht als weitergesponnener „Culturkampf aufgefasst werden oder als Fortsetzung der Leitartikel von gestern, sondern als objective Beurtheilung und Darstellung geschichtlicher That- sachen, deren Angabe er mit Absicht nicht einmal entfernt an die Wirklichkeit heranreichen Hess. Ausser vom culturgeschichtlichen Standpunkte beurtheilt der Verfasser die Geschichte der Mediän auch noch speciell von dem des Praktikers; denn nur so viel die Medicin zu einer Zeit an Nutzen für Gesundheit und Leben schafft, so viel ist sie ihm werth für die Gesammtcultur. Verfasser achtet das Wissen an sich sehr hoch, falls es kein todtes und kritiklos nachgebetetes ist, als die un- umgängliche Grundlage des denkenden Handelns; das letztere aber stellt er so hoch, wie jenes, ja selbst höher, weil es der Probirstein des ersteren ist. Das Thun des Arztes zerfällt für ihn dabei in zwei . Theile, in den technischen und in den humanen; denn in der Mehr- zahl der Fälle sind wir in der Lage, nicht mit Mitteln heilen, wohl aber mit Menschenliebe noch helfen zu können! Auch auf diese weist das Studium der Geschichte der Heilkunde hin: waren doch von jeher die grössten Aerzte zugleich die humansten! Ist Aretaios achtungswerth, wenn er sagt, es sei des Arztes Missgeschick, dass er mit den Unheilbaren nur trauern könne, so steht Hippokrates weit über ihm mit seinem thatkräftigen, goldenen Wort: „da wo Kunst ist, da ist auch Liebe zu den Menschen! Es muss diese Auffassung schon desshalb als die einzig richtige gelten, weil nur angeborne oder denkend erworbene und mit klarem Bewusstsein ihrer Notwendigkeit geübte Menschenliebe den Arzt befähigen kann, die engen Schranken seines technischen Könnens und die nothgedrungenen Täuschereien, welche die Ausübung seines Berufes aus.Rücksicht auf das Wohl der ihm anvertrauten Kranken