Geschichte der Medizin. Eröffnungsbericht / Paul Diepgen.

Diepgen, Paul, 1878-1966.

Date:: 1913

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Credit: Geschichte der Medizin. Eröffnungsbericht / Paul Diepgen. Source: Wellcome Collection.

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met, von ganz neuen Gesichtspunkten aus auf Grund eines kaum übersehbaren historischen Materials in Angriff genommen.1) Als soziales Phänomen erscheint ihm die Prostitution als ein ,,Über¬ bleibsel“ der antiken Kultur. Als biologisches Phänomen ist sie eine Form der dionysischen Selbstentäußerung. Daher stammt nach Bloch ihre organische Verknüpfung mit den übrigen Mitteln der Selbstentäußerung, der religiösen und künstlerischen Ekstase, den künstlichen Berauschungsmitteln (Haschisch, Opium, Alkohol usw.) und Parfüms, dem Bade und dem Hexenwesen. Die schon früh nachweisbaren ökonomischen Beziehungen der Prostitution sind sekundärer Natur und gehörten ursprünglich nicht zu ihrem Wesen. Ein abschließendes Urteil über das Werk wird sich erst nach Lek¬ türe des zweiten Bandes, der bei Beendigung dieses Berichtes noch nicht erschienen war, abgeben lassen. Jedenfalls ist das vorliegende Buch eine alles vorhandene Material mit historischer Kritik auf Grund der Quellen berücksichtigende Darstellung der Geschichte der Prostitution bis zum Ausgang des Mittelalters, die keine Seite der Frage unbeleuchtet läßt. Gewaltiger als bei der Syphilis kommt bei der Pest die Er¬ schütterung der mittelalterlichen Volksseele zum Ausdruck. Kein besserer Beweis dafür, als daß sie im Jahre 1348 die Araber mit dem Koran, die Juden mit der Bibel, die Christen mit dem Evan¬ gelium zu gemeinsamem Bittgang vereinigte und in Deutschland wieder alte Heidengötter zu Ehren kommen ließ. Wie die kultu¬ rellen Zustände der Vergangenheit in Handel und Wandel, in Klei¬ dung und Lebensführung die fulminante Ausbreitung dieser Seuche zur Folge hatten, schildert Georg Sticker2) in seiner zweibän¬ digen Geschichte der Pest. Wie in einer Art von Jahrbüchern, die mit der ersten Andeutung einer wirklichen Pestepidemie in Ägypten um 1320 v. Chr. beginnen und bis auf unsere Tage führen, wird hier alles zusammengestellt, was von irgendwie wertvolleren Berichten über die Krankheit und das Elend in ihrem Gefolge existiert. Nachdem man die älteren Anschauungen vom astro¬ logischen Ursprung der Pest u. ä. verlassen hatte, entsprangen alle persönlichen und öffentlichen Maßnahmen zur Abwehr und damit eine Reihe der folgenschwersten Eingriffe in das private und öffent¬ liche Leben der Vorstellung von der direkten oder indirekten Über¬ tragbarkeit des Pestkeimes. Sie ist der Grundgedanke aller Ver- Die Prostitution. Erster Band. (Handbuch der gesamten Sexualwissen¬ schaften in Einzeldarstellungen. Band I.) Berlin, L. Marcus, 1912. M. 12,—. 2) Abhandlungen aus der Seuchengeschichte und Seuchenlehre. I. Band. Die Pest. Erster Teil: Die Geschichte der Pest. Gießen, Toepel- mann, 1908. Zweiter Teil: Die Pest als Seuche und als Plage. Gießen, Toepelmann, 1910. ä M. 30,—.