Die konträre Sexualempfindung : mit Benutzung amtlichen Materials / von Albert Moll ; mit einem Vorwort von R. v. Krafft-Ebing.

  • Moll Albert, 1862-
Date:
1893
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Credit: Die konträre Sexualempfindung : mit Benutzung amtlichen Materials / von Albert Moll ; mit einem Vorwort von R. v. Krafft-Ebing. Source: Wellcome Collection.

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    Julius IE. \oletos adolescentes (Buhlkuaben), wie Gregorovius^) erzählt, l'in unerhört schwelgerisches Leben hat Pietro geführt; er hatte ieider ausgegeben, Feste gefeiert wie kein anderer und starb, -8 Jahre alt, 1474. Nach Corio schrieb die Satire auf sein Grab: Omne scelus fugiat latia modo prooul ab urbe, Et virtus, probitas, imperiterque pudor. Für, scortum, leno, Moechus, pedica, Cynedus, Et scurra, et Phidicen cedat ab Italia. Namque ille Ausonii pestes scelerata Senatus Petrus ad infernas est modo raptus aquas. Iis ist also auch dem angeblichen Neffen von Sixtus IV. sexueller \ erkehr mit Männern nachgesagt worden. Unter historischen Personen, die der Päderastie beschuldigt wurden, nenne ich ferner den Papst Julius IL (reg. 1503—1513). Die von seinen Zeitgenossen gegen ihn erhobene Beschuldigung, dass Li- unnatürlichen Lastern fröhne, ist nach L. Geiger*) vielleicht un- gerecht, wenn auch nach diesem Forscher der Charakter und das Minstige Auftreten des Papstes nicht sehr viel Erfreuliches bieten. Die Urningsnatur von Julius IL würde jedenfalls eine sehr interessante ] Erscheinung sein, da dieser Papst durch seine kriegerische Kegierung, Mjwie durch die Unterstützung der Kunst bekannt ist. Julius IL, ein Neffe Sixtus IV., soll früher zu den Kardinälen, gehört haben, -iie diesen Papst um die Erlaubnis baten, in der heisseu Jahreszeit Päderastie treiben zu dürfen. Der Zeitgenosse des Papstes, Miche langelo Buonarotti, der grosse Bildhauer, den Julius II. nach Rom berief, ist gleichfalls dem Verdacht der sexuellen Perversion ausgesetzt und zwar nicht mit Unrecht. Sicher ist es, dass in dem Leben des grossen Künstlers sich nirgends eine Liebe zu einem Weibe entdecken lässt. Allerdings wird oft Vittoria Colonna genannt, wenn eine Frau, zu der er l»eziehungen hatte, gesucht wird. Und doch meint Michelangelos Biograph Hermann Grimm), dass hier zweifellos nicht von Liebe, -sondern nur von Freundschaft die Rede war. Als er sie kennen 1) Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. 3. Aufl. VII. Bd. Stutt8:art 1880. S. 232. if.; S. 236 findet sich auch das obige lateinische Gedicht erwähnt. ^) Ludwig Geiger. Renaissance und Humanismus in Italien und Deutsch- land. Berlin 1882. =■) Hermann Grimm. Leben Michelangelos. L Band. S. 372. V. Aufl. Berlin 1879. I