Die Entstehungsursachen der Gelsenkirchener Typhusepidemie von 1901 : auf Grund der für die Verhandlungen des Gelsenkirchener Prozesses erstatteten Sachverständigen-Gutachten dargestellt / von Rudolf Emmerich und Friedrich Wolter.

  • Emmerich, Rudolf, 1852-1914.
Date:
1909-1910
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Credit: Die Entstehungsursachen der Gelsenkirchener Typhusepidemie von 1901 : auf Grund der für die Verhandlungen des Gelsenkirchener Prozesses erstatteten Sachverständigen-Gutachten dargestellt / von Rudolf Emmerich und Friedrich Wolter. Source: Wellcome Collection.

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    Bebauung eine gewisse Trockenlegung des sumpfigen Bodens einerseits zur Voraussetzung und anderseits zur Folge hat; zugleicii bedingt sie eine stari<e Verunreinigung des Bodens bei dem Fehlen jeglicher Kanalisation und Abfuhr. Aus beiden Momenten ist die sehr hohe Typhusfrequenz dieser Bezirke in einer Zeit großer Trockenheit erklärlich. Zu dieser Gruppe gehören: a) Die in der Emscher Niederung gelegenen Gemeinden: 1. Gemeinde Schalke 19 Besiedelungsdichtigkeit: 7428 Einw. auf 1 qkm 2. „ Bulmke . . 17,1 7oo „ 5622 „ „ 1 3. „ Hüllen 16,7 7oo 4. „ Röhlinghausen 12,5 7oo 5. Stadt Gelsenkirchen. 12,0 %o. (Der südliche Teil der Stadt ist kanalisiert.) b) Die zum Teil in der Emscher Niederung, zum Teil auf den in die Niederung über- gehenden Abdachungen des Haarstranges gelegenen Gemeinden: 1. Gemeinde Ockendorf 16,3 7oo 2. „ Rotthausen 15,5 3. „ Leithe (westfäl.) 25,3 'Von. 1. Gemeinde Ockendorf, 21890 Einwohner, Typhusfrequenz 16,3 /oo. Besiedelungs- dichtigkeit: 4317 Einwohner auf 1 qkm. Bodenverhältnisse nach Breme: Das Terrain von Ockendorf besitzt schlechtere Boden- und Vorflutverhältnisse und eine in bezug auf Reinlichkeit minderwertige Bevölkerung. Eine Epidemie wird dort, solange nicht für eine wirklich wirksame Kanalisation gesorgt werden kann, einen vorzüglichen Nährboden finden. 2. Gemeinde Rotthausen, 16 691 Einwohner, Typhusfrequenz 15,5 /oo. Bodenverhältnisse nach Breme: Gleichartig wie Wattenscheid-Stadt ist der nördliche Teil von Rotthausen gestaltet, welcher zudem durch tiefe Bodensenkungen und damit verbundene Vor- fiutstörungen leidet. Der Zusammenschluß der Grenzen von Gelsenkirchen, Unter- Leithe, Ockendorf, Rotthausen ist nach Breme infolge des Kohlenabbaues von den Zechen Hibernia, Dahlbusch und Rhein-Elbe in den letzten 40 —50 Jahren 5—7 Meter gesunken, und ist der Baugrund von Rotthausen an der Köln-Mindener Hauptbahn entlang wiederholt unter Grundwasser getaucht und wieder entwässert. Der Zustand ist um so bedrohlicher, als an diesem Punkte die konzentrierte Spül- jauche von halb Gelsenkirchen, ganz Ockendorf, Wattenscheid-Stadt, Rotthausen und Kray zusammenfließt. 3. Gemeinde Leithe (westfäl.), 870 Einwohner, 25,3 /oo- Nach Breme hat der nördliche Teil, der von Rotthausen und Ockendorf ein- geschlossen ist, mit ihnen gleich gefährliche Bodenverhältnisse. Bezüglich der Bodenverhältnisse von Rotthausen, Wattenscheid, Ockendorf und Gelsen- kirchen ist auch noch folgende Bemerkung in dem BREMEschen Gutachten (I. Nachtrag) von Interesse: „Die Schwarzbachregulierung mit parallelem Tiefgraben ist anfangs der 8üer Jahre von Haus Leithe abwärts bis zur kleinen Emscher ausgeführt. Die guten Erfolge sind aber längst durch das Fortschreiten der Bodendepressionen zerstört, und besteht gegenwärtig das Vorhaben, den Wasserspiegel um weitere 3--4 m zu senken, weil davon die Gesundung des Terrains von Rotthausen, Wattenscheid, Ockendorf und Gelsenkirchen abhängig ist.