Die Entstehungsursachen der Gelsenkirchener Typhusepidemie von 1901 : auf Grund der für die Verhandlungen des Gelsenkirchener Prozesses erstatteten Sachverständigen-Gutachten dargestellt / von Rudolf Emmerich und Friedrich Wolter.

  • Emmerich, Rudolf, 1852-1914.
Date:
1909-1910
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Credit: Die Entstehungsursachen der Gelsenkirchener Typhusepidemie von 1901 : auf Grund der für die Verhandlungen des Gelsenkirchener Prozesses erstatteten Sachverständigen-Gutachten dargestellt / von Rudolf Emmerich und Friedrich Wolter. Source: Wellcome Collection.

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    legung eines solchen Indizienbeweises, wie er von berufenster Seite für die Gelsenkirchener Epidemie von 1901 versucht ist, als eine besonders zeitgemäße Aufgabe der praktischen Hygiene erachtet werden, deren Lösung Herrn Professor Emmerich und mir um so mehr zur unab- weisiichen Pflicht wird, als man uns während der Prozeßverhandlungen, leider nicht ohne eine gewisse Berechtigung in unserer Zeit der bakteriologischen Ära, wiederholt als die letzten und einzigen Vertreter der PETTENKOFKUschen Lehre bezeichnet hat. Eine Bearbeitung der Epidemie vom PETTENKOFKRschen Standpunkte hatte zur Voraus- setzung, daß wir derselben eine eingehende authentische Schilderung der ganz exzeptionellen Bodenverhältnisse des Seuchengebietes zugrunde legen könnten. In dieser Beziehung müssen wir es als ein besonderes Glück betrachten, daß der Provinzialwiesenbaumeister der Provinz Westfalen, Herr H. Brhmh in Münster, sich bereit erklärte, die Bodenverhältnisse des Seuchen- gebietes, die ihm aus einer 40jährigen amtlichen Tätigkeit aufs genaueste bekannt sind, in einem Gutachten darzustellen und durch eine topographische Karte zu illustrieren, und daß Herr Breme sich ferner auch in liebenswürdigster Weise bereit fand, uns über alle für unsere Begutachtung wichtigen Fragen bezüglich der Bodenverhältnisse nicht nur des Seuchengebietes im ganzen, sondern auch jedes einzelnen Bezirkes die nötige Aufklärung zu geben, wie das in den beiden Nachträgen zu seinem Gutachten geschehen ist. Wir empfehlen das in Anlage 1 mitgeteilte BREMEsche Gutachten und die von Herrn Bremf gezeichnete topographische Karte besonderer Beachtung. Für die Beurteilung unserer Gutachten ist von Wichtigkeit, daß wir. wie bei der ursprünglichen Abfassung so auch bei der nachträglichen Ausarbeitung derselben, auf das für die KocHsche Auffassung sehr ungünstige Ergebnis der Prozeßverhandlungen keinerlei Rück- sicht genommen haben. Wir nehmen vielmehr dieselbe Art der Wasserzuführung an wie Herr Geheimrat Koch, also dieselbe Schieberstellung, welche dem KocHschen Berichte und dem Obergutachten zugrunde liegt, obwohl dieselbe in der Beweisaufnahme als unrichtig erwiesen und von den technischen Sachverständigen aus betriebstechnischen Erwägungen als innerlich unwahrscheinlich bezeichnet wurde. Es soll damit dem von KocHscher Seite bereits erhobenen Einwände begegnet werden, daß der Nachweis der Verursachung der Epidemie durch Wasserinfektion nur aus dem Grunde mißlungen sei, weil die Schieberstellung und damit also die Art der Wasserzuführung nicht mit Sicherheit zu erweisen gewesen wäre. Unsere Gut- achten kommen zu dem Resultate, daß auch bei der von Herrn Geheimrat Koch angenommenen Schieberstellung die Annahme der Verursachung der Epidemie durch Wasserinfektion den erheblichsten Bedenken unterliegt, und daß die Tatsachen der Entstehung und des Ablaufes auch dieser Epidemie ein neuer Beweis für die Richtigkeit der PETTENKOFERschen Lehre sind, welche gerade vor 50 Jahren zum ersten Male eine wissenschaftliche Begründung und Bestätigung der Ergebnisse der epidemiologischen Forschung erbrachte, wie sie sich durch die klassischen Arbeiten von Männern wie Hecker, Haeser, Griesinger und Hirsch der wissen- schaftlichen Erkenntnis auf epidemiologischem Gebiete erschlossen hatten. Hamburg, im Juni 1905 Wolter, Dr. 2