Hyperämie als Heilmittel / von August Bier.

  • Bier, August, 1861-1949.
Date:
1903
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Credit: Hyperämie als Heilmittel / von August Bier. Source: Wellcome Collection.

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    heissen Luft ausgesetzt werden. Vor allem bei blutarmen Personen stellen sich danach Kopfschmerzen, Müdiji-keit und Abf^espanntheit ein. Nicht selten beobachtete ich Ilerzklojjfen. Von anderer Seite sind sogar Ohnmächten danach beschrieben. Immerhin sind diese unangenehmen Nebenwirkungen nicht gerade häufig. Man vermindert oder vermeidet sie, wenn man solchen Leuten, wie das bei Dampf- kasten- und Sandbädern üblich ist, während der Behandlung eine kalte Kompresse vor den Kopf legt, die Erhitzung übermässig grosser Flächen vermeidet, mit kurzer Sitzungsdauer beginnt und allmählich dieselbe steigert, und vor und nach der Behandlung die Leute ruhen lässt. Auch die Wahl der Tageszeit ist nicht ohne Einfluss, was man in jedem einzelnen Falle ausprobieren rauss. Dauern trotz dieser Vorsichtsmassregeln die üblen Erscheinungen fort, so empfiehlt es sich, die Heissluftbehandlung aufzugeben und mit einem der später zu beschreibenden ähnlich wirkenden, aber weniger eingreifenden hyperämisierenden Verfahren zu vertauschen. Natürlich soll man auch Erkältungen verhüten. Wie schon erwähnt, schwitzen manche Menschen sehr stark am ganzen Körper, auch wenn nur ein kleiner Gliedabschnitt der heissen Luft ausgesetzt wird. Diese lässt man trocken reiben, sich nach MögUchkeit um- kleiden und mindestens noch 1 Stunde in einem gut gewärmten Zimmer sich aufhalten, am besten ausruhen. Sind die Leute gezwungen schneller ins Freie zu gehen, so sollen sie sich wenigstens ausgiebige Körperbewegung machen. Das sind übrigens von der Wasserbeil- kunde her allgemein bekannte Eegeln. Man soll die heisse Luft nicht zu lange Zeit am Tage anwenden. In der grossen Mehrzahl der Fälle beschränken wir uns auf 1 Stunde täglich. Nur in Ausnahmefällen, bei hartnäckigen Gelenk- ergüssen, lassen wir unter Umständen zweimal täglich 1 Stunde das Mittel anwenden. In der ersten Zeit habe ich die heisse Luft in über- triebener Weise viele Stunden täglich bei tuberkulösen Gliedern an- gewandt. Sie führt dann schliesslich zur Hj^perämie, welche auch in den Pausen nicht verschwindet, und sogar zu Ödemen. Granu- lationen vertrocken oberflächlich, werden aber unter der trockenen Decke so stark hyperämisch, dass starke Blutungen daraus eintreten können. So behandelte ich im Jahre 1891 ein grosses tuberkulöses Geschwür 8—10 Stunden lang täglich mit Luft von 100. Es kam dabei zweimal aus den stark hyperämisch gewordenen Granulationen zu so mächtiger Blutung, dass ich sie nur mit Mühe durch Druck- verband und Hochlagerung stillen konnte.