Anleitung zur Qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / Neubauer ud Vogel.

  • Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
Date:
1898
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Anleitung zur Qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : zum Gebrauche für Mediciner, Chemiker und Pharmaceuten / Neubauer ud Vogel. Source: Wellcome Collection.

    69/926 (page 55)
    von Deichmüller, sowie von Brieger grössere Mengen Aceton aus diabetischem Harn abdestillirt. Es ist als solches im Harn enthalten unter normalen und vielen pathologischen Verhältnissen (v. Jaksch), kann aber auch, wo es in grossen Mengen auftritt, wie beim Diabetes, wenigstens zum Theil erst bei der Destillation des Harnes aus Acet- essigsäure entstanden sein. Normaler Harn enthält nur sehr wenig, nach v. Jaksch die Tagesmenge höchstens 0,01 g; unter pathologischen Ver- hältnissen kann der Gehalt des Harns in der 24 stündigen Menge bis zu 0,5 g und darüber steigen. Eine starke Acetonurie erscheint als Begleiterscheinung eines erhöhten Zerfalls von Gewebssubstanz oder eiweissartiger Nahrung und ungenügender Oxydation. Die Bildung von Ace- ton im Darm durch eine Gährung ist möglich, aber nicht sicher erwiesen. v. En gel1) bestimmte nach dem verlässlichen Verfahren von Messinger die Acetonmenge im 24 stündigen normalen Harn in Uebereinstimmung mit den Befunden Anderer zu 7—17 mg. Die Art der Nahrung ist insofern von Einfluss auf die Acetonausscheidung, als nach v. Jaksch, Bosenfeld, Ephraim sowie Gumlich beim Menschen, nach Baginsky2) beim Hunde reichliche Auf- nahme von eiweisshaltiger Nahrung die Acetonausscheidung gegenüber gemischter oder aus Amylaceen bestehender Kost erheblich steigert, v. Engel fand bei Gesunden unter Fleischkost 15—845 mg Aceton in der Tagesmenge, Hirschfeld3) bis 0,9 g, wobei allerdings die grossen Acetonmengen aus gleichzeitig gegenwärtiger Acetessigsäure stammen. Kohlenhydrate setzen die Acetonausscheidung beträchtlich herab (Hirschfeld), auch Milchzucker; aber in einem Fall von Lactosurie ent- hielt nach v. Engel der 24 stündige Harn während der Milchstauung 128 mg Aceton, nach derselben eine normale Menge. Zufuhr von (organischen) Säuren ist nach Ephraim und nach Meyer4) ohne Einfluss auf die Acetonausscheidung, während sie durch Zufuhr von Alkali (Natriumcarbonat) gesteigert wird. Auch (inactive) Oxybuttersäure in kleiner Menge ist beim diabetischen Menschen nach Meyer, Levulinsäure beim gesunden Thiere nach Weintraud ohne jeden oder doch ohne erheblichen Einfluss auf die Acetonausscheidung; wohl aber tritt nach Einverleibung grosser Mengen Oxybuttersäure nach A r a k i bei Thieren, die mit Kohlenoxyd vergiftet sind, sowie nach Minkowski5) bei Pankreasdiabetes Aceton und Acetessigsäure im Harn auf. Im Hunger enthält der Harn nach v. Jaksch auch bei Abwesenheit von Acetessigsäure viel Aceton; nach Bosenfeld 16—26 mal soviel wie bei Nahrungs- zufuhr. Auf die Nahrungsabstinenz kann daher auch die vermehrte Acetonaus- scheidung bei Geisteskranken bezogen werden (Boeck und Slosse6). Künstlich herbeigeführter Sauerstoffmangel erhöht die Acetonausscheidung nach Eeale und Boeri; Gifte, welche die Blutkörperchen zerstören (Pyrodin nach Boeri, Antipyrin nach Tuczek), bewirken dasselbe. Bei der Cholera ent- hält nach Terray, Vas und Gara der Harn im Stadium algidum und dem der *) v. Engel, Ztschr. f. klin. Med. 20. 514. 1892. 2) v. Jaksch, Ueber Acetonurie etc. S. 43. — G. Bosenfeld, Deutsche med. Wochenschr. 40. 1885. — A. Ephraim, Zur physiol. Acetonurie. Diss. Breslau 1885; Jahresbericht f. Thierchemie 1885. 467. — Gumlich, Ztschr. f. physiol. Ch. 17. 18. 1892. — Baginsky, Du Bois' Archiv 1887. 349; Archiv f. Kinderheilk. 9. 1; Deutsche med. Wochenschr. 27. 1887. 3) F. Hirschfeld, Deutsche med. Wochenschr. 38. 1893. 914. '') Meyer, Archiv f. exper. Pathol. 34. 183. 1894. 5) W. Weint raud, daselbst 34. 367. — Araki, Ztschr. f. physiol. Ch. 18. 6. 1893. — Minkowski, Arch. f. exper. Pathol. 31. 182. 1893. 6) G. Eosenfeld, Centralbl. f. innere Med. 51. 1895; Centralbl. f. d. med. Wiss. 1896. 113. — J. de Boeck und A. Slosse, Bull, de la Soc. de med. mentale de Belg. 1891; Centralbl. f. d. med. Wiss. 1892. 580.