Die Gewerbeunfälle und Gewerbekrankheiten des Auges nebst Massnahmen zu deren Verhütung, mit besonderer Berücksichtigung der Arbeitschutzbrillen : Bearbeitet für die Rigaer Jubiläums-Austellung für Industrie und Gewerbe / von N. Cahn.

  • Cahn, N.
Date:
1901
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Credit: Die Gewerbeunfälle und Gewerbekrankheiten des Auges nebst Massnahmen zu deren Verhütung, mit besonderer Berücksichtigung der Arbeitschutzbrillen : Bearbeitet für die Rigaer Jubiläums-Austellung für Industrie und Gewerbe / von N. Cahn. Source: Wellcome Collection.

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    vorlag. So geschielit es aucli, dass der Arbeiter im Falle einer Beschädigung durch Simulation und Aggravation derselben einen ernsteren Character zu verleihen sucht, als der Wirklich- keit entspricht, um nur einen grösseren Schadenersatz von seinem Arbeitgeber zu erjjressen. Und dabei scheint sich sein Gewissen garnicht zu regen: fühlt er sich doch als Opfer eines Exploitators, der sich auf Kosten seiner Gesundheit bereichern will. In dieser seiner Idee wird er noch scheinbar bekräftigt dadurch, dass der Fabrikant für Invalidität und Tod seiner Arbeiter gesetzlich verantwortlich ist. Der auf einem höheren Niveau stehende Arbeitgeber denkt aber anders und fühlt in sich eine gewisse sittliche Verantwortlichkeit, indem er sich sagt: Wer Hunderte oder gar Tausende von Menschen an seine Unternehmungen fesselt, von ihrer Hände Arbeit lebt und ihnen das tägliche Brot giebt, ist auch berufen, für ihre weiteren Bedürfnisse zu sorgen, denn die Auszahlung des bedungenen Wochenlohns darf nicht die Fürsorge für das leibliche und sittliche Wohl des Arbeiters erschöpfen. Arbeiter und Arbeitgeber bilden eine sittliche Gemeinschaft, ohne welche keine Organisation dauernd bestehen kann. Die Ge- samtheit der Arbeitgeber ist daher dazu beruien, für die Besserung der Lebensverhältnisse des Arbeiterstandes zu sorgen, und zwar durch entsprechende Wohlfahrtseinrichtungen (7). Und obgleich, wie wir gesehen haben, die Arbeitgeber zur Ver- wirklichung dieses Gedankens keine Opfer scheuen, besteht zwi- schen ihnen und ihren Arbeitern eine schwer überbrückbare Kluft. Wenn wir auch den verschiedenartigen Wohlfahrts- institutionen ihre Bedeutung und ihren Segen nicht absprechen können, so müssen wir uns andererseits gestehen, dass wir unsere Aufmerksamkeit viel mehr auf die Ergreifung von Schutzmassnahmen im gewerblichen Betriebe richten müssen behufs Vorbeugung von Verletzungen und Erkrankungen, welche schliesslich eine jede Profession mit sich briagt. Während Wohlfahrtseinrichtungen nur einen Aufwand an materiellen Opfern erfordern, um ins Leben gerufen zu Averdeu, stossen wir bei der Einführung von Vorbeugungsmassnahmen bisweilen auf unüber- windliche Schwierigkeiten, und dabei werden täglich neue Anforderungen gestellt, entsprechend der Ausbreitung der verschiedenen Productionszweige. Zwar haben medicinische Wissenschaft und Technik auf dem Gebiet der Gewerbehygiene bereits Enormes geleistet, aber