Volume 1

Normale und pathologische Anatomie und Histologie des Grosshirns : mit besonderer Berücksichtigung der Histopathologie der Psychosen und extrapyramidalen Erkrankungen / von A. Jakob.

  • Jakob, Alfons, 1884-1931.
Date:
1927-
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Credit: Normale und pathologische Anatomie und Histologie des Grosshirns : mit besonderer Berücksichtigung der Histopathologie der Psychosen und extrapyramidalen Erkrankungen / von A. Jakob. Source: Wellcome Collection.

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    V erbrechergehirn. Name Beruf Alter Jahre Gehirn¬ gewicht g 40. Kant. Philosoph. 82 1600 (be¬ rechnet) 4L W. V. Siemens. Physiker. 68 1600 42. W. M. Thackeray .... Humorist. .. 52 1660 43. I. Abercrombie. Physiker. 64 1786 44. Lord Byron. Dichter (von Oberstei- 1807 ner nicht anerkannt) . 36 bis 2200 45. Bismarck. Politiker. 83 1807 46. E. H. Knight. Physiker und Mechaniker 59 1814 47. Cu vier. Naturforscher. 63 1861 48. Bouny . Notar und Politiker . . . — 1935 49. Turgenjeff. Dichter und Schrift- steiler. 65 2012 50. Oliver Cromwell .... Politiker (von Oberstei- ner nicht anerkannt) . — 2000 bis 2300 Wir sehen so die Gebirngewichte bedeutender Menschen innerhalb großer Grenzen schwanken, so daß es keinesfalls berechtigt ist, direkte Parallelen zwischen Gehirngewicht und Intelligenz anzunehmen. Auch Kieger sagt, ,,intelligent kann man schon mit einem kleinen Gehirn sein“, und ich möchte hinzufügen — Idiot mit einem großen Gehirn. Für die Ausbildung der geistigen Persönlichkeit kommen offenbar neben der morphologischen Ausbildung der Gehirnmasse und einzelner Gehirnareale noch ganz andere Substanzeigen¬ tümlichkeiten von Gehirnzelle und -plasma in Betracht, die wir heute noch nicht histologisch und physiko-chemisch fassen können. Die schon so oft diskutierte Frage der Beziehungen eines speziellen Win¬ dungstypus zum Elitemenschen ist heute ebensowenig eindeutig beantwortet wie die Frage des Verbrechergehirns. Um vom letzteren Problem auszugehen, so folgten der an sich ideenreichen, aber doch phantastischen Lombrososehen Lehre von den körperlichen Stigmata der Verbrecher zahlreiche Untersuchungen der Gehirne von Entarteten mit ,,positiven“ Befunderhebungen ver¬ schiedenster Art; diese sowohl wie die auf ihnen basierenden Schlußfolgerungen sind bereits in scharfer und objektiver Kritik von Autoren wie Manouvrier und Sernow, Edinger und C. W. Poynter zurückgewiesen worden. Nichts¬ destoweniger ist auch heute noch — nicht nur bei Laien, sondern auch bei Ärzten — die Auffassung verbreitet, daß sich das Verbrechergehirn morphologisch von dem gewöhnlichen Typus unterscheidet. Ja, für den Leiter des psychologischen Labo¬ ratoriums beim Munizipalgericht von Chicago, Hickson, und für dessen Schüler Stroth er ist es eine ausgemachte Tatsache, daß das Verbrechen eine anatomische Grundlage im Gehirn hat, und zwar auf einem Defekt der subkortikalen Ganglien beruht, als dem Sitz der emotionellen Funktionen. Solchen Auffassungen gegen¬ über kann aber nicht scharf genug betont werden, daß wir heute noch nicht über objektiv gewonnene positive Befunderhebungen an Verbrecher¬ gehirnen verfügen, soweit es sich nicht um krankhafte Prozesse handelt. Ich selbst habe drei Fälle von enthaupteten Raubmördern untersucht und konnte weder grobmorphologisch noch histologisch irgendwelche Strukturabweichungen sicherstellen, die sich nicht auch an Normalgehirnen auffinden ließen. Über das