Volume 1

Normale und pathologische Anatomie und Histologie des Grosshirns : mit besonderer Berücksichtigung der Histopathologie der Psychosen und extrapyramidalen Erkrankungen / von A. Jakob.

  • Jakob, Alfons, 1884-1931.
Date:
1927-
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Credit: Normale und pathologische Anatomie und Histologie des Grosshirns : mit besonderer Berücksichtigung der Histopathologie der Psychosen und extrapyramidalen Erkrankungen / von A. Jakob. Source: Wellcome Collection.

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    Pathologie, zog Gail die bedeutsame Schlußfolgerung, daß der speziellen Ent¬ wicklung der geistigen Fähigkeiten sowohl in der Tierreihe als auch beim Men¬ schen eine besondere Differenzierung der Großhirnwindungen entsprechen müsse, und daß die Geisteskrankheiten Gehirnerkrankungen seien; dabei stellte für ihn die Rinde kein einheitliches Organ dar, sondern er sah in ihr eine Summe von Einzelorganen, deren jedes einer bestimmten seelischen Leistung vorstehe. Damit ist zweifellos Gail der Begründer derLokalisationslehre geworden, die in der Tat von diesem Zeitpunkte an im Widerstreit der Meinungen die besten Köpfe beschäftigt hat. Er verlegte bekanntlich bereits auch den ,,Wortsinn‘^ in den Stirnlappen, eine Entdeckung, die dann in deutlichem Zusammenhänge nüt Ga 11s Lehre von Bo ui Hand, Dax und schließlich von Broca (1861) ihren weiteren Ausbau erlebte. Burdach, dem Avir 1819 sein berühmtes Werk ,,Vom Bau und Leben des Gehirns‘‘ verdanken, hat uns bereits eine vollendete Darstellung der makro¬ skopischen Gehirnanatomie gegeben. Jetzt erst beginnt die mikroskopische Erforschung des Zentral¬ nervensystems. Was die oben genannten Autoren im inneren Aufbau des Gehirns und Rückenmarks und in seinem Faserverlaufe gesehen haben, beruhte auf der anatomischen Zergliederung mit dem Messer und der Abfaserung gehärteter Gehirnstücke mit der Pinzette. Fon tana konnte schon 1781 mit Hilfe des Mikro¬ skops die einzelnen Nervenfasern sehen, ebenso Ehrenberg 1833 die Ganglien¬ zellen bei Wirbellosen und Valentin 1836 bei Wirbeltieren. Remak beschrieb sie 1838 genauer, und 1840 gelang es Hanno ver, den Zusammenhang der Nerven¬ fasern mit den Ganghenzellen im Rückenmark sicherzustellen, ein Befund, der in den nächsten Jahren vonKölliker, R. Wagner undRobin auch an den mark¬ haltigen Nervenfasern des Gehirns bestätigt wurde. Purkinje hatte 1837 schon die nach ihm benannten Zellen in der Kleinhirnrinde sowie jene der Substantia nigra bildnerisch dargestellt. Der Kasseler Arzt Benedikt Stilling hat als erster die Gefriermethode in die Untersuchungen des Zentralnervensystems ein¬ geführt, die ihm erlaubte, an der Hand dünner Schnittserien den feineren Aufbau des ganzen Organs zu verfolgen. Alles, was Stilling im Faserverlaufe und in der Kerngestaltung der Brücke, des Kleinhirns und der Medulla oblongata und spinalis neu entdeckte und in seinen berühmten Werken darstellte, hatte er an ungefärbten Präparaten gesehen. Einen ungeahnten Fortschritt bedeutete es, als 1858 Joseph Gerlach die Karminfärbillig und bald darauf der Münchner Arzt Böhmer die Hämato- xylinfärbung angaben. Gerade mit diesen Methoden haben dann Meynert und Bernhard von Gudden an der Hand von systematischen, zum Teil auch experimentellen Untersuchungen den Gehirnbau und Faserverlauf tiefer er¬ gründet. Die Verdienste dieser beiden Forscher können nicht hoch genug bewertet Averden. Vor allem hat Meynert den prinzipiellen sechsschichtigen Aufbau der Großhirnrinde richtig erkannt, gleichzeitig auch die Verschiedenheit der Rinden¬ architektonik an verschiedenen Stellen. In ihm verehren Avir neben anderen den eigentlichen Begründer der Zytoarchitektonik des Großhirns. InzAvischen Avar von Hanno ver und H. Müller (1859) die Härtung von Chroni- säure und chromsauren Salzen in die Technik des Zentralnervensystems ein¬ geführt Avorden, und Gudden hatte sein großes Mikrotom konstruiert, welches Jakob: Großhirn. b