Das Gebiss der Schnecken zur Begründung einer natürlichen Classification / untersucht von F.H. Troschel.

  • Thiele Johannes, 1860-1935.
Date:
1856-1893
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Credit: Das Gebiss der Schnecken zur Begründung einer natürlichen Classification / untersucht von F.H. Troschel. Source: Wellcome Collection.

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    masse, welche meist eine rundliche, längliche oder birn förmige Gestalt hat, und an welcher die meisten und kräftigsten Muskeln die untere Wand bilden, während die obere Wand dünner ist. Es ist ein Muskelring, der den Anfang des Schlundes umgiebt; der Schlund entspringt immer oberhalb von demselben und wendet sich als ein dünnwandiger Schlauch nach hinten. Die Muskulatur dieser Mundmasse ist aufserordentlich complicirt und scheint bei den verschiedenen Schnecken auf die mannichfaltigste Weise angeordnet. Es würde ein sehr schwieriges Unternehmen sein, wenn man dieses Organ, vergleichend durch die ganze zahlreiche Reihe der Schnecken hindurch, mit Unterscheidung der einzelnen Muskeln und mit Schilderung ihres besonderen Verlaufes beschreiben wollte. Wir begnügen uns hier, und das scheint für unseren Zweck vollständig zu genügen, mit einer allgemeinen Darstel- lung, die nur beabsichtigt, eine Vorstellung von dem Mechanismus der Kauorgane zu ge- ben. Bei der Schilderung der besonderen Gruppen und Familien werden wir Gelegenheit haben, zuweilen näher auf die Verhältnisse einzugehen. Darin scheinen mir alle Schnecken übereinzustimmen, dafs vier Hauptmuskelmassen vorhanden sind, zwei vordere und zwei hintere. Die vorderen bilden zwei seitliche, oder, wenn sie sich vereinigen, eine einzige Wulst am Eingange in die Mund masse. In sehr vielen Fällen ist die Oberfläche dieser Wülste mit einer festen Masse bekleidet, die man seit alten Zeilen mit dem Kamen der Kiefer belegt hat, ein Name, den ich beizubehalten nicht anstehe, da er bezeichnend ist. Ihn deshalb zu verwerfen, weil er nicht in seinem ganzen Wesen mit dem Kiefer der Wirbelthiere identisch ist, würde zur Folge haben, dafs man auch bei Gliederthieren und bei Cephalopoden diese Benennung vermeiden müfste. Ich nenne diejenigen festen, chitinhaltigen Theile, welche an dem wulstigen Eingange in die Mundmasse angebracht sind, Kiefer (maxillae). Von ihrem Vorkommen und ihrem Bau werde ich weiter unten handeln. Die beiden hinteren Muskelmassen, gröfser und complicirter als die vorderen, möch- ten mit den ihnen anhängenden und sie überziehenden Theilen am passendsten den Namen Zunge (lingua) verdienen. Ich werde unter der Bezeichnung Zunge fortan, in Ueberein- stimmung mit Bergh 1), diesen Theil der Mundmasse verstehen und glaube so auch der Bezeichnungsweise der älteren Schriftsteller am nächsten zu kommen. Der Einwand, dafs dies Organ nicht Geschmacksorgan sei und daher den Namen einer Zunge nicht verdiene, ist völlig unhaltbar; die Vögel schmecken ja auch nicht mit ihrer Zunge. Die Zunge der Wirbelthiere ist ein muskulöses Organ, welches unter und hinter den Kiefern liegt, über welches hinweg die Nahrung ihren Weg in den Schlund nimmt, und welches thätig bei der Einnahme der Nahrung mitwirkt. In diesem Sinne verdient unser Organ den Namen Zunge durchaus. Wenn Cuvier diesem Organ mehr die Thätigkeit eines Unterkiefers zu- geschi'ieben hat, welcher Ansicht die späteren Schriftsteller zum Theil beigetreten sind, so wie ich selbst ihr früher meine Zustimmung gegeben habe 2), so war dazu wohl die Veranlassung, dafs die Zunge während ihrer Thätigkeit, wenigstens in vielen Fällen, dem ') Bidrag Iii en Monographi af Marseniaderne p. 35.