Handbuch der Diagnostic und Therapie der Nerven-krankheiten.

  • Rosenthal, Moriz.
Date:
1870
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Credit: Handbuch der Diagnostic und Therapie der Nerven-krankheiten. Source: Wellcome Collection.

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    nervenlähmung, paralys. glosso - pharyngo - labialis) waren complete Lippenlähmung (Unmöglichkeit den Mund zuzuspitzen), gänzliche Un- beweglichkeit der Zunge, Verlust der Laut- und Tonbildung, hochgra- dige Schlingbeschwerden, copiöse Speichelung, nebst allgemeiner Schwäche vorhanden. Die sprachberaubte, doch intelligente Patientin gab auf jede Frage durch Mimik, oder durch Schreiben auf einer kleinen Handtafel die gewünschte Antwort. In einem 6. Falle, (ecla- tante Hirnerweichung) waren nebst den Erscheinungen von geis- tiger Schwäche und Paresen, das Ausfallen von ganzen Worten, das Unvermögen gewöhnliche Dinge zu benennen (bei sonst richtiger, wenn auch schwerfälliger Beantwortung der meisten Fragen) allenthalben auf- fällig. Im 7. Falle war bei einem 6j. Mädchen nach überstandener Variola (mit cephalischen Erscheinungen) Aphasie ,'zurückgeblieben. Das Kind wusste kaum einzelne Dinge schlecht zu bezeichnen, machte sich jedoch gut durch Mimik verständlich. Ich rieth der erschrockenen Mutter, dem Kinde öfter im Tage anfangs kleine einsilbige, später auch längere Worte mit Geduld und freundlicher Miene vor zu sagen, das Kind häufig mit Nachbarkindern gleichen Alters spielen und reden zu lassen. Schon nach Kurzem zeigte sich merkliche Besserung des Sprach Vermögens, das in etwa 3 Monaten gänzlich wiedergekehrt war. Unter den 6 autoptisch untersuchten Fällen von Sprach- störung war in einem (bei den Tumoren des Vorderlappens zu er- wähnenden) Falle ein hühnereigrosses Sarkom im linken Operculum, ein kleineres in der linken Klappdeckelwulst zu finden. Andere 3 Fälle, (deren Mittheilung aus dem J. 1863 im nächsten Abschnitte folgt) waren durch Tumoren an der Varolsbrücke bedingt. Die Geschwulst war 2mal auf der linken Hälfte des Pons bis zum Kleinhirnschenkel postirt, 1 mal am vorderen Brückentheile gelegen. Das hieraus resultirende Spracherschwerniss, die Schwerfälligkeit und Unsicherheit in den Ant- worten, sowie auch in der Articulation bei unbehinderter Beweglich- keit der Zunge, hatten meines Erachtens in Beeinträchtigung der mo- torischen Thätigkeit des Hypoglossus ihren Grund, in Folge von di- rectem oder fortgesetztem Druck auf den Boden der 4. Hirnhöhle, auf die Olive, auf die Fortsetzungen der Hypoglossusfasern in die graue Masse des verlängerten Markes, den Hypoglossuskern von Stilling. Bei den noch erübrigenden 2 Fällen von Aphasie wurde Hirnem- bolie in der Leiche nachgewiesen. In einem Falle (s. Novemberheft der wiener Rundschau 1863) war rechtsseitige Hemiplegie, mässige Herzhypertrophie und ein schwaches systolisches Geräusch am Brust- bein zu constatiren. Der nach 3 monatlicher Behandlung im Zimmer herumgehende Patient gab auf jede Frage „weiss nicht, oder „mein