Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    §. 17. Epizootie und Einzelerkrankurig. In diesen Gegen- den kommt der Rauschbrand enzootisch in der Regel alljährlich vor und fordert seine meisten Opfer in den Sommer- und Herbstmonaten, also während der Zeit des Weideganges. Die Ansteckungen geschehen dann im Freien, zum grossen Theil so, dass der in feuchten und sumpfigen Stellen des Bodens und auf den Futterkräutern dieser Stellen nistende specifische Spaltpilz mit Wunden der Extremitäten oder der Beugeseite des Rumpfes in Berührung kommt. Seltener geben Wiesengräser und Heu den Organis- mus erst im Mund und Rachen ab. Ganz unabhängig vom Boden und von der Jahreszeit geschehen natürlich die Erkrankungen während des Aufenthalts der Thiere im Stall. Dort sind es die mit dem Gras abgemähten und an demselben eingetrock- neten rauschigen Gegenstände, welche mit dem Thier in Berührung kommen. Ob die Uebertragung auch durch beschmutzte Stallutensilien und durch den Menschen vermittelt wird, bleibt noch zu beweisen. Allerorten aber verneinen die Beobachter das Uebergreifen der Krank- heit von einem Thier aufs andere. Da ausserdem nur das Jungvieh vom Rauschbrand leidet, erklärt es sich, dass die Rauschbrandepizootieen kaum je den Umfang derjenigen des Milzbrandes annehmen und dass auch die Erkrankungen in den Ställen vereinzelt bleiben. Capitel VIT. Therapie des Rauschbrandes. §. 18. Präventive Impfungen. Arloing, Cornevin und Thomas [16—26] behaupten den Ausbruch des Rauschbrandes durch präventive Impfungen verhüten zu können. Ihre Methoden sind die folgenden: 1) Die intravenöse Injection. Diese geschieht mit dem Filtrat von rauschendem, in Wasser verriebenem Gewebe. Zwischen dem 5. und 20. Tag bildet sich Immunität, vermöge deren die Thiere virulentes, rauschbrandiges Material im Unterhautbindegewebe ohne Schaden tragen und allmählich vernichten. 2) Die intratracheale Injection, bei welcher die eben er- wähnte Flüssigkeit direct in die Luftröhre gespritzt wird. 3) Die Impfung mit vorher erhitzter, rauschbrandiger Flüssigkeit. 1 Gewichtstheil rauschenden Gewebes wird zusammen mit 2 Gewichtstheilen Wasser je 6 Stunden in Temperaturen von -|-85 ^ C. und -|-100^ C. gehalten; es bilden sich dann verschieden wirksame Substanzen. Impft man die Subcutis eines Hammels ein- mal mit dem bei 100^ C. gehaltenen, und nach 8 Tagen abermals mit dem auf 85^ C. erwärmten Gemisch, so kann 14 Tage später vollvirulentes Rauschbrandmaterial demselben Thier ohne Schaden bei- gebracht werden. 4) Die Einführung virulenten Gewebes in die abhängigsten Stellen des Rinderschwanzes ruft nur ganz geringe Krankheitserschei- nungen hervor und macht die Thiere immun gegen Einverleibung der- selben Substanz in die Subcutis des übrigen Körpers. Koch, Milzbrand und Eauschbrand. 10