Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    Zum Ersten könnten die Organismen, welche ich als Erreger der Krankheit noch zu charakterisiren habe, zwar im Blutstrom sich zu halten und zu vermehren unvermögend sein, dagegen die Fähig- keit besitzen, Bindegewebe, Muskeln, Drüsen und seröse Häute mit grosser Schnelligkeit in allen Richtungen zu durchwachsen. Dann würde es zu einer Schädigung des Inhaltes der grossen Körper- höhlen nur kommen, wenn der Rauschbrand in den Decken über ihnen sitzt, nach der Tiefe greift, die serösen Häute durchschlägt und durch die Flüssigkeitsminima ihrer Lücken auf die Contenta dieser Höhlen überspringt. Solch ein Zustand würde im Brustraum bei Primärödemen des Halses und des Thorax, im Inhalt des Peri- toneums bei Oedemen der Lenden- oder Bauchgegend anzutreffen sein. Bleibt die Rauschbrandgeschwulst aber oberflächlicher, dann würden es nur ihre chemischen Producte sein können, welche vom Blutstrom aus auf den Inhalt der Brust und des Bauches wirken. Man weiss aus der Erfahrung, dass die anatomischen Veränderungen der Gewebe in diesem Fall viel geringer ausfallen und inconstant sind. Wandern aber die Rauschbrandorganismen auch im Blut umher, so müssten sie auf die grösseren Eingeweide entweder jedesmal oder in keinem Falle wirkende Eigenschaften besitzen, also dieselben immer schädigen oder regelmässig verschonen; die vorhin beschriebenen Schwankungen zwischen absolut Normalem und specifisch Pathologi- schem würden unverständlich sein. Zum Andern ist im Auge zu behalten, dass unsere augenblick- lichen Anschauungen über die Einfallspforten der Krankheitserreger vielleicht zu einseitig sind. Würden die Organismen nur in dem Bezirk, in welchem sie eindringen, die Gewebe durchsetzen und der Tod die Folge der üeberpressung chemischer Stoffe aus den Rauschgeschwülsten ins Blut sein, dann könnten schwere Läsionen des Darmes, der Leber und der Athmungswege nur noch angenommen werden, wenn die Organismen wie von der Haut, so auch von der Lunge und von den Verdauungswegen aus in die Parenchyme einzudringen die Fähigkeit besitzen. Wir hätten unter dieser Voraussetzung nicht allein vom primären Rauschbrand der Haut, sondern auch von jenem der Ath- mungsorgane und des Darmes zu reden. Relativ einfache Versuche werden in dieser Richtung die volle Entscheidung bringen. Capitel III. Diflferentiell-diagnostisclie Bemerkungen. §. 11. Rauschbrand und Milzbrand. Da das maligne Oedem Robert Koch's bei den für den Rauschbrand empfänglichen Thieren höchstens ausnahmsweise vorkommt und von den contagiösen Septi- cämieen im engeren Sinne des Wortes keine mit Gasentwickelung in den Geweben einhergeht, bleibt als die einzig praktisch wichtige Krankheit, welche vom Rauschbrand zu unterscheiden ist, der Milz-