Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

    165/192 (page 135)
    Rauschbrand der Thiere. Capitel I. Klinische Erscheinungen. §. 1. Incubation und Prodrome. Krankheitserscheinungen setzen^ wie auf Grund experimenteller Erfahrungen behauptet werden darf, beim Rauschbrand nach einem Incubationsstadium von 14 bis 24 Stunden ein. Sie bestehen in Fieber, in Abnahme der Fresslust und im Aufhören des Wiederkäuens. Bald werden die Thiere auch auffällig steif; träge in den Bewegungen namentlich dann, wenn Schwellungen an den Extremitäten sich bilden oder vom Hals, von der Brust und vom Bauch aus auf die Extremitäten übergreifen. §. 2. Aeussere Schwellungen. Diese Schwellungen beginnen als kleine, umschriebene, wenig empfindliche, aber sofort gashaltige Knoten im Unterhautbindegewebe, greifen, wie die Milzbrandödeme, schnell nach der Fläche und Tiefe um sich, fluctuiren auch wie diese und knistern, wegen Gasentwickelung in ihrem Innern, bei Betastung der Haut in so gleichmässiger und auffälliger Weise, dass die Krank- heit davon den Namen bekommen hat. Die Haut über dem „Rausch'' wird trocken, pergamentähnlich und auf Strecken brandig, ohne indess — der Schnelligkeit wegen, mit welcher der Process abläuft — sich loszustossen. Auch tiefe Einschnitte ertragen die Thiere in diesem Stadium, ohne Schmerz zu äussern; aus der Schnittfurche strömt, reichlich mit Gasblasen untermischt, dunkelrothe, ungeronnene, nicht faulig, aber eigenthümlich süsslich und widerlich riechende Flüssigkeit, wonach sulziges, stellenweise blutig infiltrirtes und überall von Gasbläschen durchsetztes Muskel- und Bindegewebe zu Tage tritt. Das Gas, welches aus der Windgeschwulst ohne Schwierigkeiten aufgefangen werden kann, brennt mit bläulicher Flamme und wird von Forst er und Bollinger [9] für Sumpfgas, von Andern, die es auf seine Brenn- barkeit natürlich nicht untersuchten, für Kohlensäure erklärt.