Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

Koch, Wilhelm.

Date:: 1886

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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

158/192 (page 128)

Davaine empfahl, da er die Wirkungen der Wärme auf die Milzbrandbacillen kannte, einea eisernen Hammer auf 60 ^ C. zu er- wärmen und längere Zeit gegen die Oberfläche des Carbunkels zu drücken. Dadurch könnte ein Theil der Bacillen im Wachsthum und in der Virulenz geschädigt werden. Das Gleiche ist von einer consequenten Eisbehandlung zu er- warten (S. 7), von einem Verfahren, das man wie das vorige, wo es angeht, mit der vertikalen Suspension zusammen in Anwendung zu bringen bestrebt sein wird. Immerhin werden also das Ein- und Ausschneiden und die An- wendung der Wärme, der Kälte und der Chemikalien von der Haut- oberfläche aus auch allein der örtlichen Milzbrandafi'ection gegenüber nur zum Theil und unter ganz bestimmten Voraussetzungen als radicale Curen bezeichnet werden dürfen. Durchschnittlich sicherer wirken die Glühhitze und die parenchy- matöse Injection. Der Thermocauter dringt sowohl im eigentlichen Carbunkel, als in den kleinen gangränösen Partieen inmitten der Milzbrandödeme mit Leichtigkeit eine Strecke weit nach der Tiefe und nach den Seiten bis zu jener Zone vor, in welcher die Gewebe durch die wuchernden Bacillenhaufen noch nicht vollkommen moleculär zerrieben und aufgelöst sind. Was er nicht direct verbrennt, bringt er, inner- halb einer gewissen Entfernung, unter den Einfluss der von ihm aus- strahlenden Wärme, also unter Bedingungen, welche den Organismen gegenüber als entwickelungshemmende und gewisse giftige Eigen- schaften benehmende wiederholt bezeichnet wurden. Die Vorzüge der Glühhitze dem Kali causticum und anderen Aetzmitteln gegenüber in Bezug auf die Möglichkeit, die Schorfbil- dung genau zu localisiren, und in Bezug auf den späteren schmerz- losen, glatten und schnelleren Verlauf glaube ich an dieser Stelle nicht besonders hervorheben zu dürfen. Parenchymatöse Injectionen mit antiseptischen und desinficiren- den Mitteln (S. 16) äussern bei Carbunkeln und Oedemen sehr prompte Wirkungen, namentlich wenn sie zusammen mit der temporären Blut- leere in Anwendung gebracht werden können. Zu solchen Ein- spritzungen in erster Linie solche Medicamente zu wählen, welche den Bacillen gegenüber im Reagensglas die stärksten desinficirenden Wirkungen äussern, ist nicht gerade rationalistisch deswegen, weil bei ihrer eigentlichen* therapeutischen Verwendung neben einer solchen Eigenschaft noch auf die Frage Rücksicht zu nehmen ist, in wie weit die mit der Drogue in Berührung kommenden Gewebe dieselbe zu einer den Bacillen gegenüber chemisch unwirksamen zu verwandeln im Stande sind. Das Verständniss für diese Vorgänge ist noch weit davon entfernt, ein detaillirtes zu sein. Und so ist es heute erlaubt, den Allylalkohol, den absoluten Alkohol, Sublimat, Osmiumsäure, Brom und Jod, Carbolsäure, Salicylsäure, ge- wisse ätherische Oele, Salz- und Schwefelsäure zum Zweck der parenchy- matösen Injection gleichberechtigt zu erklären. Zu den einerseits direct ertödtenden, andererseits die Virulenz und das Wachsthum der Bacillen beschränkenden Wirkungen eines solchen Verfahrens gesellt sich noch ein dritter Vortheil, der nämlich, dass die Medicamente in den Blut-