Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

Koch, Wilhelm.

Date:: 1886

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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

155/192 (page 125)

Hammel, circa 5000 Rinder und 500 Pferde dem Pasteur'schen Ver- fahren imterworfen. Der mittlere Verlust in einer Hammellieerde von 79,392 Thieren bezifferte sich in jener Gegend seit 10 Jahren auf 7237 Thiere, d. h. auf 9,01 >. Nach der Pasteur'schen Impfung starben 518 Thiere = 0,65 ^/q. Das Jahr 1882 war ein sehr feuchtes; nimmt man an, es wäre in Folge der Witterungsverhältnisse der Verlust nicht über 3 *^/o, wie in den günstigsten Jahren früher, gestiegen, so hätten gleichwohl 2382 Thiere statt 518 sterben müssen. Um indess jeden Zweifel zu be- heben, wurden die Heerden in 2 Theile getheilt, unter absolut die gleichen Bedingungen gebracht und nur zur Hälfte vaccinirt. So starben von 2308 geimpften Thieren 8 = 0,4 ^/o, von 1658 nicht geimpften 60 = 3,9 >. Weiter wurden 4562 Rinder vaccinirt. Man verlor von ihnen sonst jährlich 322 Stück, nach der Impfung nur 11, also statt 7,03 ^/o 0,24 ^/o. Von 524 immun gemachten Pferden gingen 3 zwischen der ersten und zweiten Impfung ein. Es wäre verfrüht, über das Wesen der präventiven Milzbrand- impfung mehr als eine Vermuthung auszusprechen. Eine solche hätte sich in Anbetracht der Thatsache, dass Einkapselungen des Impf- materiales an der Impfstelle unwahrscheinlich sind und dass die Form der Milzbrandbacillen und Sporen gar nicht, die Wachsthumsverhält- nisse beider nur sehr unbedeutend, namentlich bei'dem Pasteur'schen Verfahren, beeinflusst werden, darauf zu beschränken, die schwächeren Wirkungen der Vaccine abhängig von einer Veränderung der StofF- wechselproducte der erwärmten Bacillen zu erklären. Weiter läge es dann nahe, die erhöhte Widerstandsfähigkeit des geimpften Organis- mus auf einen veränderten Chemismus seiner Gewebszellen und seines Blutes zu beziehen. Man müsste sich diesen Zustand etwa 8 Monate lang in Permanenz denken, denn nach dieser Zeit ist die Schutzkraft der Pasteur'schen Impfung in der Regel erloschen. Dass bei der Abschwächung der Bacillen allein die Temperatur und nicht etwa auch der Sauerstoff der Luft eine Rolle spielt, be- tonen Chaveau und Koch [11]. Im Interesse der Theorie sei end- lich auch noch der schönen Entdeckung Pasteur's Erwähnung ge- than, in Folge deren man die Rückkehr der Milzbrandbacillen- aus einem nicht mehr virulenten Zustand in den allervirulentesten erzwingen kann. Die Impfstoffe passiren dabei den Leib verschieden alter Thiere und verschiedener Thiergattungen. Prophylactische Massregeln gegen den Milzbrand der Menschen. §. 105. Gesetze. Nach dem deutschen Reichsviehgesetz vom 23. Juni 1880 und den auf dasselbe bezüglichen Instructionen des Bundesraths sind die Landleute auf die gefährlichen Folgen eines un- vorsichtigen Verkehrs mit milzbrandigem Vieh aufmerksam zu machen. Personen mit wunden Händen dürfen solche Thiere nicht ab- warten, Untersuchungen, Zerlegungen und Abhäutungen der gefallenen Cadaver nicht vornehmen. Operationen und Sectionen sind unter diesen Umständen nur den Veterinären gestattet.