Volume 2

Die Neurologie des Auges : ein Handbuch für Nerven-und Augenärzte / von H. Wilbrand und A. Saenger.

Wilbrand, Hermann, 1851-1935.

Date:: 1904-1906

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Credit: Die Neurologie des Auges : ein Handbuch für Nerven-und Augenärzte / von H. Wilbrand und A. Saenger. Source: Wellcome Collection.

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methode für sich allein betrachten, um dann hervorzuheben, wie aus dem gegenseitigen Abwägen der einzelnen okulistischen Untersuchungsergebnisse die genaue Diagnose mehr und mehr an Gestalt gewinnt. Die okulistische Dia- gnose lässt uns vor allem die erkrankte Stelle im Bereiche der optischen Bahnen und Centren erkennen. Sie zeigt uns ferner den Umfang und die Inten- sität der Sehstörung und erlaubt selbst gewisse Schlüsse auf den patho- logischen Vorgang, welcher den obwaltenden Zustand bewirkt, oder welcher vorhanden gewesenen Sehstörungen zugrunde gelegen haben musste. Durch Heranziehen der Prüfungsergebnisse der neurologischen, und, wo es nötig erscheint, auch anderer Körperfunktionen, gelangen wir dann zur Erkenntnis, ob überhaupt mit einer, und mit welcher Grundkrankheit die Störung des Gesichtssinnes in Beziehung zu setzen sei. Da es sich hierbei um Affektionen handelt, die von jeher unter der Bezeichnung Amblyopie und Amaurose zusammengefasst worden waren, so müssen wir auf die Fixierung des heutigen Begriffes derselben um so mehr hier eingehen, weil diese Namen auch jetzt noch im Gebrauch stehen, wiewohl sie seit der Ent- deckung des Augenspiegels eigentlich entbehrlich geworden sind. § 327. Wenn die Alten unter Amblyopie und Amaurose eine Be- einträchtigung oder Aufhebung des Sehvermögens verstanden hatten, deren Grund in einem sichtbaren Fehler des Auges nicht nachweisbar war, so hat sich dieser Begriff im Verlaufe der Zeit allmählich insofern umgewandelt, dass man schliesslich Sehstörungen darin zusa mmenfasste, welche vom Sehnerven und den weiter central gelegenen optischen Bahnen resp. Centren in Wirklichkeit abhängig waren, oder welche man wenigstens als von denselben in Abhängigkeit stehend angenommen hatte. Die Unsumme aller speziellen, erworbenen Schädigungen des Gesichts- sinns scheidet sich naturgemäss in 4 Gruppen und zwar: 1. In Sehschwäche zufolge Erkrankung der lichtbrechen- den und das Netzhautbild konstruierenden Apparate, wobei das Netzhautbild entweder gar nicht, oder doch nur mangelhaft zustande kommt. Die brechenden Medien des Auges zeigen sich hierbei bezüglich der Krümmung ihrer Oberfläche, oder hinsichtlich ihrer Durchsichtigkeit verändert. Es ge- hören dahin die Hornhauttrübungen, die Abflachung der Horn- haut und Krümmungsveränderungen derselben nach Geschwüren, nach Keratitis parenchymatosa, Keratoconus, ferner der Ver- schluss der Pupille, die Katarakt und die Glaskör per trübunge n. 2. Die Erkrankungen der lichtpercipiereiiden Elemente, d. h. der Stäbchen und Zapfenschicht, sowie der übrigen Schichten der Netz- haut bis auf die Faserleitung. Sind die brechenden Medien des Auges klar, treten aber Erkrankungen der Netzhautelemente, namentlich an der Grenze derselben mit der Aderhaut auf, so zeigt sich die Funktion der Stäbchen und Zapfen im Bereiche der erkrankten Partien gestört. Es gelangen alsdann zu den Sehcentren von den erkrankten Netzhautstellen entweder überhaupt keine