Constitution und constitutionelles Kranksein des Menschen / von F.W. Beneke.

  • Beneke F. W. (Friedrich Wilhelm), 1824-1882.
Date:
1881
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Credit: Constitution und constitutionelles Kranksein des Menschen / von F.W. Beneke. Source: Wellcome Collection.

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    dem relativ schwach entwickelten Herzen lässt die baldige Paralyse des Herzens während des schweren Typhusprocesses als Todesursache ein- leuchtend werden. Die ausserordentliche Weite der Arteria pulmonalis andrerseits bei Nr. 3. tritt ebenfalls frappant hervor. Dieselbe ist im vorliegenden Falle wahrscheinlich secundär durch die Lungenkrankheit bedingt gewesen, wiewohl eine derartige secundäre Erweiterung der Pulmonalis bei den Phthisikern durchaus nicht regelmässig gefunden, wohl aber eine Persistenz der den Aortenumfang im jugendlichen Alter über- wiegenden Weite der Pulmonalis bei diesen Kranken häufig beobachtet wird. Die kleineren Differenzen an der Carotis dextra können wir hier unberücksichtigt lassen. Die Volumina der Lungen und Leber bei der rasch an Meningitis verstorbenen Nr. 1. sind, wie ich beiläufig bemerke, für einen 21jährigen weiblichen Organismus ausserordentlich gross. Allgemein beträchtlicher Blutreichthum zeichnete diese Verstorbene aus. Für den nicht mit diesen Zahlen Vertrauten wird es eine grosse Schwierigkeit darbieten, sich rasch über die Bedeutung derselben zu orientiren und sich in der Masse von Werthen, welche bei einer grossen Anzahl von Untersuchungen gewonnen werden, zurechtzufinden. Aber mit der Zeit werden die annähernden Normalwerthe dem Arbeiter so geläufig, dass er rasch das Besultat aus der langen jeden Einzelfall betreffenden Zahlenreihe zu entnehmen vermag, und die Aufgabe ist schliesslich keine erheblichere und andere, als die eines Baumeisters, welcher die Zahlenverhältnisse für die Dimensionen sämmtlicher Räume und Gänge eines von ihm zu leitenden Baues im Kopfe hat, oder die Aufgabe eines Chemikers, welcher zuletzt mit der Unzahl von chemischen Formeln fast spielend zu denken, zu sprechen und zu schreiben versteht. »Gott hat All es nach Maass, Zahl und Gewicht geordnet«*). Diese Worte haben sicher nicht nur für die anorganische Natur, für Physik und Chemie, ihre Bedeutung, sondern, wie es scheint, auch für die lebendige, organische Körperwelt, und diese Vorstellung wird sich, wie ich überzeugt bin, mit der Zeit auch in die Lehren der Physiologie und Pathologie der Thiere und Menschen einbürgern und praktisch werden. Hier eine bis auf die Einheiten bestimmte Norm zu finden wird niemals gelingen. Aber eine Norm von gewisser Breite, nicht zu weit und nicht zu eng, wird sich gewinnen lassen, trotzdem dass kaum ein einziger menschlicher Organismus in den absoluten und relativen Grössenverhält- nissen seiner Apparate bis auf die letzte Zahl dem andern gleicht. Und die Kenntniss dieser Norm wird uns um ein ausserordentlich Erhebliches *) Weish. Salomon. Cap. 11. v. 22.