Innere Sekretion : ihre physiologischen Grundlagen und ihre Bedeutung für die Pathologie / von Artur Biedl.

Biedl, Artur, 1869-1933.

Date:: 1910

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Credit: Innere Sekretion : ihre physiologischen Grundlagen und ihre Bedeutung für die Pathologie / von Artur Biedl. Source: Wellcome Collection.

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ihre Wirkungen in der chemischen Konstitution oder in sonstigen physi¬ kalisch-chemischen Eigenschaften die Erklärung finden. Erkenntnisquellen und Untersuchungsmethoden. Die Beobachtungen am Menschen bilden zweifellos die älteste und wichtigste Erkenntnisquelle für die innersekretorische Bedeutung und Leistungen der einzelnen Organe. Die operative Entfernung der Keimdrüsen, die Kastration beim Manne war gleichsam ein am Menschen vielfach ausgeführtes Experiment, in welchem die Folgen des Wegfalles einer Organtätigkeit klar zutage traten. Es mußte natürlich auffallen, daß die Kastration nicht nur von dem ge¬ wünschten Erfolge des Aufhörens der Geschlechtsfunktionen, sondern auch noch von anderen Erscheinungen, welche auf eine tiefgreifende Umände¬ rung des gesamten Organismus hinwiesen, begleitet war. Man kannte diese Veränderungen sehr genau und verwertete sogar schon lange die Erfahrung, daß die Kastration zu einem gesteigerten Fettansatz führt, planmäßig bei Tieren zum Zwecke der Mast. Die naheliegende und vielleicht ursprünglich angenommene Deutung der im Gefolge der Kastration auftretenden soma¬ tischen und psychischen Modifikationen als Folgen einer geänderten Säfte¬ mischung wurde aber, wie wir bereits in der geschichtlichen Einleitung gesehen haben, durch den Fortschritt der anatomisch-physiologischen Kennt¬ nisse immer mehr verdrängt. Mit dem Nachweise der innigen Beziehungen der einzelnen Organe zum Zentralnervensystem trat die Hypothese der ausschließlich nervösen Organkorrelation völlig in den Vordergrund. In den Kastrationsfolgen erblickte man nur Zeichen der geänderten Tätigkeit des Nervensystems. Das nähere Studium des Baues der einzelnen Organe führte dann zu einer besseren Kenntnis der spezifischen Leistungen, konnte aber in bezug auf die innersekretorische Tätigkeit selbst bei den als Drüsen ohne Ausführungsgang benannten Organen nur mehr oder minder gut fundierte Hypothesen ergeben. Die erste Erfahrungstatsache über die Funktion eines dieser rätsel¬ haften Organe, die Kenntnis der Lebenswichtigkeit der Neben¬ nieren verdankt die Physiologie der menschlichen Pathologie. Es ist das unsterbliche Verdienst von Thomas Addison (1855), ein von ihm am Menschen beobachtetes Krankheitsbild auf Grund des pathologisch-anato¬ mischen Befundes mit der Zerstörung der Nebennieren in Zusammenhang gebracht zu haben. Die Erfahrungen der menschlichen Pathologie, der Vergleich der klinisch wahrnehmbaren Erscheinungen mit dem Obduktionsbefunde bildeten auch weiterhin die wichtigsten Fundamente, auf welche sich die Lehre von der inneren Sekretion auf bauen konnte. Es sei hier nur an die Ivrank- heitsbilder einerseits des Myxödems, andrerseits der Basedowschen Krank¬ heit und der Akromegalie erinnert, aus welchen die Physiologie der Schild¬ drüse, beziehungsweise der Hypophyse so wichtige Aufklärungen gewann. Während bei der Addisonschen Krankheit und dem Myxödem destruktive oder allgemeiner hypoplastische pathologische Vorgänge zu einer Herabsetzung der Tätigkeit bestimmter Organe und zu Krankheitssymptomen führen, spricht bei der Basedowschen Krankheit und zum Teil auch bei der Akro- ßiedl, Innere Sekretion. 2