Volume 2

Handbuch der praktischen Medicin / von Hermann Lebert.

Date:
1863
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Credit: Handbuch der praktischen Medicin / von Hermann Lebert. Source: Wellcome Collection.

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    von andern Aerzten empfohlene Collodium vielfach in Anwendung gebracht und mich sehr wohl dabei befunden. Es ist aber nöthig, dass man wenigstens 2—3mal im Tage die ganze vom Erysipelas eingenommene Hautpartie, mit Ausnahme des behaarten Kopftheils und des Bartes, reichlich mit Collodium bestreicht. Setzt man dem- selben auf §j etwa 3/? Glycerin zu, so legt es sich weicher an und springt weniger leicht ab. Die häufig weiss werdende Färbung des- selben durch Verdunsten des Aethers und Niederschlagen der Pflan- zencellulose hat keinen Nachtheil. In 6—8 Tagen ist in der Regel das Gesichtserysipelas bei dieser Behandlung vollkommen geheilt, was nicht bloss schneller ist, als bei der Exspectation, sondern es sind auch die Kranken von Anfang an sehr erleichtert. Nach der ersten Application nehmen Röthe und Schwellung bald ab und wirkt das Collodium wahrscheinlich durch die Compression vieler Haut- capillaren, sowie durch Abhalten der Luft. Die Entzündung wird gewissermaassen eine subcutane und durch gleichmässigen, leichten Druck behandelte. Ich habe sorgfältig alle andern Erscheinungen dieser Behandlung beobachtet und durchaus keinen Nachtheil gesehen. Die Kranken selbst haben diese Cur sehr gern , da die Schmerzen im Verlaufe der Krankheit viel geringer sind. Erst nachdem alle Erscheinungen der Entzündung geschwunden sind, höre ich mit der Anwendung des Collodiums auf und lasse mich von seinem Gebrauche auch dann nicht abhalten, wann ich erst am 3. oder 4. Tage die Krankheit in Behandlung bekomme. Bevor ich in der letzten Zeit diese Methode mehr allgemein angenommen hatte, war ich besonders durch die Thatsache frappirt, dass Erysipelas so äusserst häufig recidivire, und habe mir die Frage gestellt, ob nicht diess darin seinen Grund haben möge, dass eine so intense Entzündung, exspectativ behandelt, locale Ernährungs- störungen setze, welche neue Reizung vorbereiten. Ich hatte dem- gemäss das Erysipel etwas energischer zu behandeln angefangen, indem ich hinter die Ohren 12—16 Blutegel setzen liess und inner- lich den Tartarus stibiatus in refracta dosi nach der alten Desault’- schen Methode zu 1 gr. in jfvj Flüssigkeit, stündlich esslöffelweise, verordnete, wonach Anfangs leichtes Erbrechen und später mildes Abführen folgte. Dieses Mittel wurde gewöhnlich bis zum Abschwellen fortgesetzt und dann wiederholt noch alle 3—4 Tage ein salinisches Laxans gereicht. In der That schienen mir dadurch die Recidive viel seltener geworden zu sein, und bleibt es weitern Erfahrungen Vor- behalten, ob diese Methode mit der Collodiumbehandlung zu com- biniren ist, oder nicht. In den von mir beobachteten Fällen von mehr fixem oder von ambulantem Erysipel mit typhoidem Karakter oder mit Ausgang in Brand habe ich besonders Chinapräparate mit Säuren angewendet.