30 Fälle von Carcinoma linguae ... / vorgelegt von Alfred Jahr.

  • Jahr, Alfred, 1875-
Date:
1903
    angeführt. Ueber die lokale Prädisposition, welche die Lues er¬ zeugen soll, möchte ich die Ansicht Butlins zitieren: „Insoferne Syphilis Geschwüre und Narben der Zunge her- vorrufen kann, insoferne ist sie auch fähig, die Prädisposition für Zungencarcinom zu schaffen, aber diese Narben und Ge¬ schwüre sind keineswegs mehr geeignet, krebsartig zu werden, als solche, die aus irgend einer andern Ursache entstanden.“ Eine Affektion der Zunge, die oft die Ursache zum Zungen¬ krebs abgibt, ist noch zu erwähnen, nämlich die Psoriasis lingual eine Erkrankung, die durch eine chronische, superfizielle Ent¬ zündung der Schleimhaut mit Epithel Wucherung entsteht und auf der Zunge bläulich - weiße Flecken erzeugt, die linsengroß und größer sind und die mit ihrem Niveau über das Nachbargewebe hervorragen. Sie erwecken den Anschein, als ob kleine Oblaten¬ stückchen auf der Zunge lägen. Die Ursache zu dieser Er¬ krankung kann eine verschiedene sein. Teils sucht man sie im chronischen Alkohol- und Tabakgenuß, teils wird ein ursächlicher 1 Zusammenhang der Syphilis mit dieser Erkrankung angenommen. Auch Magenkatarrh wird als Ursache angegeben. Meiners (13), dem ich mich bei der Beschreibung dieser Erkrankung ange¬ schlossen habe, veröffentlicht einen Fall, bei dem psoriatisch j verändertes Zungengewebe an einer Stelle in Carcinom über- j gegangen ist. Meiners hält die Psoriasis linguae für eine Haupt- I Ursache des Zungenkrebses. Butlin, der sie lßmal unter 80 Fällen l als Ursache des Zungenkrebses gefunden hat, glaubt, daß sie j noch öfter von den Patienten als Ursache des Krebses ange- ) schuldigt werden würde, wenn die Erkrankten größere Be- ) schwerden von dieser Erkrankung hätten, die von den meisten i gar nicht bemerkt würde, und ist der Ansicht, daß die Psoriasis linguae in sehr vielen Fällen ein präkanceröses Stadium sei. ? Schmidt (18) erwähnt über die Aetiologie des Krebses einige I interessante Tatsachen, die ich hier anführen möchte. „Sehr eigentümliche ätiologische Angaben sind durch Swan, : Sonnenschein, Webb und Pfeiffer bekannt gemacht worden: daß ? es nämlich Krebsgegenden, Krebshäuser oder Häusergruppen b gebe, und zwar mit gemeinsamen Wasserversorgungen. Havil- f land hat diese Angaben zusammengestellt und führt eine ganze : Anzahl von Häusern auf, in welchen die dieselben nacheinander beziehenden, nicht verwandten Bewohner in auffallend ge-:
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    verlaufende Fälle sind selten. Im Endstadium treten immer Schmerzen auf. Von den Erkrankungen der Zunge, die zu Verwechselungen mit Krebs Veranlassung geben können, kommt in erster Linie die Syphilis in Frage, und zwar der Primäraffekt und die tertiären Erscheinungen. Die sekundäre Syphilis erzeugt keine Geschwülste. Ihre Symptome sind deshalb kaum mit Krebs zu verwechseln. Der Primäraffekt der Lues, dessen Prädilektionsstelle an der Zunge die Spitze darstellt, wird meist bei jugendlichen Personen gefunden. Drüsenschwellungen treten sofort oder nach ganz kurzem Bestehen des Geschwüres auf. Ein sicheres Unter¬ scheidungsmerkmal vom Krebs hat man erst dann, wenn sich sekundäre Erscheinungen einstellen. Die tertiäre Zungenlues gibt zwei verschiedene Bilder, das in die Zungensubstanz einge¬ bettete Gumma ohne ulcerierte Schleimhautdecke und das Ge-- schwür, das beim Zerfall eines Gummas zurückbleibt. Ersterei Form kann mit Sarkom und dem Auftreten des Krebses ver¬ wechselt werden, bei dem ein Knoten längere Zeit unter der ? nicht ulcerierten Schleimhautdecke persistiert. Diese Verdick-: ungen in der Zunge ähneln sich auch oft darin, daß bei beiden, keine Drüsenschwellungen vorhanden zu sein brauchen. Bei der! carcinösen Form handelt es sich in diesem Falle ja meist um: das Anfangsstadium, bei dem die Drüsenschwellungen noch nicht: ein getreten sind, während die tertiär syphilitischen Prozesse über-1 haupt ohne Drüsenschwellungen einhergehen. Die Diagnose ist in diesen Fällen schwer zu stellen. Man muß nach anderer Zeichen der Syphilis suchen, die man oft in Form von Karben: an der Zunge an trifft. Auch zwei oder mehrere derartige Tu] moren in der Zungensubstanz sprechen für Syphilis, da eir» mehrfaches Auftreten von Krebsgeschwülsten auf derselbe!: Zunge zu den größten Seltenheiten gehört, während dieser Fal1 bei der Syphilis nicht allzu selten an getroffen wird. Das syphilitische Geschwür, das aus einem ulcerierten Glimm; hervorgeht, hat die größte Aehnlichkeit mit dem Krebs, da ei* auch mit einer Verhärtung seiner Basis und Umgebung einher i zugehen pflegt. Für gewöhnlich nimmt zwar die Härte nicht dei: hohen Grad wie beim Krebs an, auch erstreckt sich die Infiltraj tion nicht so weit auf die Umgebung des Geschwüres, wie eb