Ueber das Wesen und die Heilbarkeit der häufigsten Form progressiver Schwerhörigkeit / Untersuchungen und Beobachtungen von Fr. E. Weber-Liel.

  • Weber-Liel, Fr. E. (Friedrich Eugen), 1832-1891.
Date:
1873
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Credit: Ueber das Wesen und die Heilbarkeit der häufigsten Form progressiver Schwerhörigkeit / Untersuchungen und Beobachtungen von Fr. E. Weber-Liel. Source: Wellcome Collection.

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    Während nun Anfangs noch nicht die geringste Abnahme des Ge- hörs bemerkt wurde, man vielmehr von betreffenden Patienten oft klagen hört, dass sie von vielen Tönen, Stimmen, Geräuschen unangenehm laut berührt würden, fängt erst jetzt nach Monaten oder einem halben oder ganzen Jahre, zuweilen auch noch später nach Auftreten der Ohrge- räusche, parallel mit der Zunahme dieser, sich ein Man quo in der Hör- fähigkeit auffällig zu machen an. Bei der Unterhaltung ganz in der Nähe oder zwischen laut und deutlich Sprechenden wird dasselbe nicht verspürt, wohl aber in einem Raum mit schlechter Acustik, in Tep- pich- und Portieren-geschmückten Zimmern, im Theater, wo über das gewöhnliche Rayon hinaus verstanden werden m.uss, im Wirthshaus, im Club, wo viele Menschen in der verschiedensten Weise zusammen- sprechen. Konnten die Leute früher ganz wohl über den Tisch hinüber dem Wechsel der Conversation folgen, so fangen sie jetzt an zu kla- gen, dass ihnen Vieles entgehe; sie müssen oft, um sich auf der Höhe des Verständnisses zu halten, fragen und um Wiederholung des Ge- sagten bitten. Es macht sich also vorerst eine Behinderung, ein Ver- lust des Accommodationsvermögens geltend. Gleichwie beim langsam verlaufenden Glaucom in den ersten Stadien schon das Auge Ein- schränkungen des Adaptionsvermögens, Trübung der Gesichtseindrücke erfährt und wie der Myopische wohl die Dinge in der Nähe deutlich erkennt, sobald dieselben aber mehr in die Ferne gerückt werden, ihre Bilder ineinander verschwimmen, so beginnen auch bei unseren Ohrkranken die verschiedenen Schalleindrücke, aus je grösserer Ent- fernung sie kommen, zu unentwirrbaren Geräuschen ineinander zu laufen. Die eingetretenen Defecte der Hörkraft treten namentlich ausgeprägter in Erscheinung am Abend nach grosser Allgemein - Er- müdung oder der besonderen des Ohres durch langes Hinhorchen zur Ermöglichung besseren Verständnisses. Dies beweist auch deut- lich die Prüfung der Hörkraft mit der Uhr. Hörten die Patienten deren Tick-Tack im Beginn einer Untersuchung z. B. noch 10 Fuss weit, so beobachtet man, dass diese Distance sich auffällig mindert, wenn man die Prüfung auf die Hörweite längere Zeit, etwa 5 oder 10 Minuten lang foztsetzt. Uebrigens wird die fortschreitende Ab- nahme der Hörkraft in der ersten Zeit, in den ersten Jahren von den Patienten doch nur sehr stellenweise gemerkt; denn während das ersterkrankte, wie erwähnt fast durchgängig linke Ohr schon sehr verloren, beginnt das andere erst krank zu werden oder func- tionirt noch ziemlich normal. Ueber Schmerzen im Ohre werden in dem ersten Stadium des Leidens weniger häufig Beobachtungen referirt; doch pflegt fast immer spontan berichtet zu werden von einem im kranken Ohre sich geltend machenden Gefühl von Spannung, von Verstopft- oder Zugefallensein, das nur ab und zu unter dem Eintreten eines „Knapsens in der