Ueber das Wesen und die Heilbarkeit der häufigsten Form progressiver Schwerhörigkeit / Untersuchungen und Beobachtungen von Fr. E. Weber-Liel.

  • Weber-Liel, Fr. E. (Friedrich Eugen), 1832-1891.
Date:
1873
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Credit: Ueber das Wesen und die Heilbarkeit der häufigsten Form progressiver Schwerhörigkeit / Untersuchungen und Beobachtungen von Fr. E. Weber-Liel. Source: Wellcome Collection.

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    dere nennenswerthe Veränderung in der Paukenhöhle mir aufgefal- len war. *) Gegen die Häufigkeit und das Gewichtige derartiger Befunde sind die übrigen bei vielen Schwerhörigen gefundenen Pathologica, welche zur genetischen Erklärung der Taubheiten verwerthet werden, oft geradezu unbedeutend und verschwindend. Setzt man nun eben jene Muskelveränderungen als Werthe ein.- gebüsster oder geänderter Leistungsfähigkeit, so ist damit im Allge- meinen schon die Grösse der vorhanden gewesenen Defecte in der Mittelohr-Function und der Störungen in den antagonistischen Be- ziehungen der wichtigsten activen Factoren im Ohre angedeutet. Wie sehr ich durch diese meine Aufstellungen mich in Wider- spruch mit den andern Fachcollegen setze, möge die Bemerkung eines der allertüchtigsten Forscher auf unserem Gebiete beweisen (Virchow's Archiv XXII. bei Gelegenheit der Mittheilung und Epikrise einiger Sectionsresultate): dass es ,,in rein practischem In- teresse ziemlich gleichgültig sei, ob wir z. B. eine fettige Entartung der Muskeln der Gehörknöchelchen finden oder nicht; denn diese be- dinge keine Taubheit. Ich sage darauf: allerdings bedingt die Ent- artung der Mittelohrmuskeln selbst die Taubheit nicht, aber je nach ihrer verschiedenen Combination erklärt sie vollständig in der bei Weitem grösseren Anzahl von Fällen, wo alle anderen Erklärungs- versuche und der Mangel anderweitiger Befunde in Stiche lässt, die Entstehung und den Progress derselben. Ich setze also für die vorzuführende Gruppe von progressiven Hörstörungen (welche allerdings in ihren späteren Stadien weniger oft in ganz reinen Formen zur Beobachtung kommen), als wesentlich ver- anlassende und fortwirkende Ursache Motilitäts - Defecte der Tu ben - Rachen - Musculatur. Dabei spielt die Lähmung des tensor veli sive dilatator tubae sehr wahrscheinlich die Hauptrolle und zwar nicht allein wegen der daraus resultirenden dauernden und immer mehr zunehmenden Ventilationsbehinderung der Paukenhöhle, sondern auch, weil dieser Muskel, der nach meinen Untersuchungen **) in an- tagonistischer Beziehung zum tensor tyrnpani steht, gelähmt, ein bedin- gendes Moment auch zur antagonistischen Contractur eben des tensor tyrnpani abgiebt. Es addiren sich dergestalt die Folgen des Luft- mangels in tympano mit den Effecten der anomalen Anspannung des mächtigsten activen Factors im Paukenhöhlen-Mechanismus zu einer *) Vergl. meine schon in der Monatsschr. für Ohrenheilkunde veröffentlichten bezüglichen Sectionen und meinen Aufsatz in No. 4 der Monatschr. 1869. Von den gefundenen Veränderungen des Tubenknorpels, Verkalkungen und Verfettungen, ebenso wie von den zuweilen constatirten Veränderungen der Gehörknöchelchen und deren Gelenke sei hier einstweilen abgesehen. **) Siehe den Nachweis hierfür im anatomisch - physiologischen Theile dieser Arbeit.