Ueber Galvanotaxis vom Standpunkte der physikalischen Chemie / von Alfred Coehn und Wakelin Barratt.

  • Coehn, Alfred.
Date:
1905
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Credit: Ueber Galvanotaxis vom Standpunkte der physikalischen Chemie / von Alfred Coehn und Wakelin Barratt. Source: Wellcome Collection.

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    der Galvanotaxis. Um einen Anhalt zu geben, so betrug bei An- legung von 16 Volt an die Enden der ca. 25 mm langen Zelle bei der Galvanotaxis lebender Paramäcien ihre mit dem Okularmikro- meter gemessene Geschwindigkeit im Mittel 3 mm pro Sekunde, während bei toten Paramäcien eine Spannung von 220 Volt er- forderlich war, um eine Geschwindigkeit von 0,15 mm zu erzeugen, d. h. während 0,6 Volt pro mm lebenden eine Geschwindigkeit von 3,0 mm pro Sekunde erteilten, hätte es bei tote# zu Erzeugung der gleichen Geschwindigkeit einer elektromotorischen Kraft von 200 Volt pro mm bedurft. IV. Auf rein chemische Vorgänge wird die Galvanotaxis zurück- geführt von Loeb und Budgett 4). Sie nehmen die positive und negative Chemotaxis als eine gegebene Tatsache an, insbesondere die Erscheinung, daß die Paramäcien in verdünnte Säuren hinein- gehen und Alkalien fliehen. Der Strom soll bewirken, daß an einem Ende des Tieres Alkali, am anderen Säure entsteht. Aus der Tat- sache, daß diese aufgesucht und jene gemieden wird, ergibt sich dann eine gerichtete Bewegung des Tieres. Die spezielle Annahme der Verfasser über den Mechanismus der Säure- und Alkalibildung weist bereits Ostwald in einem Referat1 2) über die Arbeit zurück, läßt aber die Möglichkeit offen, daß die An- nahme halbdurchlässiger Membranen zu solchem Ergebnis führen könne. Es gibt nun in der Tat Fälle von Ionenabscheidungen an halb- durchlässigen Membranen. Ostwald zeigte, daß an einer Ferrocyan- kupfermembran Kupfer abgeschieden werden kann2). Es ist aber sehr wahrscheinlich gemacht worden3 4 5), daß nicht die Eigenschaft der Halbdurchlässigkeit es ist, welche hier das Phänomen der Abschei- dung veranlaßt, daß dieses vielmehr zustande kommt durch die in kapillaren Räumen auftretende, von Braun4) beschriebene und von Coehn 5) auf ihre Bedingungen zurückgeführte Erscheinung der Elektrostenolyse. Eine Entstehung von Säure und Alkali durch derartige Vorgänge hat bisher nicht konstatiert werden können. Aber selbst wenn wir die Möglichkeit des in seinen Entstehungs- 1) Loeb u. Budgett, Pflügers Archiv, Bd. 65, 1897, p. 518. 2) Ostwald, Zeitsckr. f. phys. Chemie, Bd. 24, 1897, p. 532. 3) B. Moritz, Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 33, 1900, p. 513. 4) Braun, Wied. Ann., Bd. 42, 1891, p. 450. 5) Coehn, Zeitschr. f. phys. Chemie, Bd. 25, 1898, p. 651.