Ueber Galvanotaxis vom Standpunkte der physikalischen Chemie / von Alfred Coehn und Wakelin Barratt.

  • Coehn, Alfred.
Date:
1905
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Credit: Ueber Galvanotaxis vom Standpunkte der physikalischen Chemie / von Alfred Coehn und Wakelin Barratt. Source: Wellcome Collection.

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    wirken, daß solche in das Tier hi nein diffundieren. Mithin muß dann das Tier nicht wie vorher positiv, sondern negativ ge- laden sein. Und das hat sich in der Tat unzweideutig gezeigt: In verdünnter Kochsalzlösung wunderten die Tiere zur Kathode, in stärkerer zur Anode. Die Tatsache, die schon früher gelegentlich erwähnt war, ergibt sich als eine not- wendige Folgerung aus unserer Anschauung. Es ist bekannt, daß in stärkeren Salzlösungen die Tiere sich ohne Strom häufig, und zwar meist nur kurze Zeit, rückwärts, d. h. mit dem aboralen Ende voran bewegen. Bei Stromdurchgang be- halten sie diese Orientierung bei. Sie folgen eben der durch den Sinn ihrer Ladung gegebenen Anziehung und schwimmen dabei in der Orientierung, in der sie auch ohne Strom in der betreffenden Lösung schwimmen. Es liegt nahe, die Grenzkonzentration für die anodische und kathodische Galvanotaxis aufzusuchen. Man hätte damit die Salz- konzentration im Innern der Tiere ermittelt und würde zugleich eine Salzlösung haben, in welcher die Tiere keine Galvanotaxis zeigen dürften. Die darüber angestellten Versuche haben ergeben, daß diese Grenzkonzentration zwischen 0,01 n- und 0,1 n-NaCl liegt. In der ersten sind die Tiere positiv, in der zweiten negativ geladen, wandern dementsprechend dort zur Kathode, hier zur Anode. Dabei ist zu bemerken, daß die anodische Galvanotaxis sich nicht sofort nach dem Hinzufügen der Tiere zu der Salzlösung zeigt. Es bedarf dazu einiger Sekunden bis Minuten. Schließt man sofort nach dem Hinzu- fügen der Tiere zu der stärkeren Salzlösung einen Moment den Strom, so sind die meisten Tiere deutlich kathodisch. Bei späterem Schließen sind noch etliche kathodisch, andere zeigen überhaupt keine deutlich gerichtete Bewegung, man nimmt aber auch zur Anode sich bewegende wahr, bis bei noch späterem Schließen, nach höchstens 2—3 Minuten, alle anodisch geworden sind. In der Tatsache, daß diese Umladung lediglich durch Verweilen in der Lösung, also ohne Einwirkung des Stromes erfolgt, liegt ein weiteres Argument gegen die Ansicht von Loeb und Budgett, welche den Antrieb zur Bewegung in der Einwirkung elektrolytischer Zersetzungsprodukte erkennen wollen. Eine genauere Feststellung der Grenzkonzentrationen, als oben gegeben, und die Herstellung einer Lösung, in der gar keine gerichtete Bewegung stattfindet, läßt sich nicht ausführen, da innerhalb des angegebenen Konzentrationsintervalls ein einheitliches Verhalten der Tiere nicht erreichbar ist.