Zur pathologischen Anatomie der Bleilähmung / von J.N. Oeller.

  • Oeller, Johann Nepomuk, 1850-1932.
Date:
1883
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Credit: Zur pathologischen Anatomie der Bleilähmung / von J.N. Oeller. Source: Wellcome Collection.

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    zu einem Theile atropisch sind. Auf Querschnitten sieht man namentlich deutlich, dass Nervenfasern mit intacten Axencylindern wechseln mit Ner- venfasern, deren Axencylinder entweder gänzlich zu Grunde gegangen oder auf einen dünnen Faden zusammengeschrumpft ist, dessen Querschnitt dann excentrisch der Bindegewehsscheide anliegt. Die wohl erhaltenen Nervenfasern überwiegen die erkrankten in einem ungefähren Verhältniss von 3:2. Ob ferner darauf Gewicht zu legen ist, dass manche Axen- cylinder gefaltet erscheinen, während sie nach Fleischls Angabe*) nach Er- härtung in Alkohol rund sein sollen, möchte ich nicht entscheiden. Die Markscheide ist entweder erhalten oder körnig zerfallen. Nur an ganz wenigen Stellen und nur immer in kleinen Inseln habe ich im interstitiellen Gewebe Wucherung von Bindegewebskernen gesehen, ein Befund, den ich im Stamme des nervus radialis nicht mehr fand. Der Stamm des Nerven ist nur in ganz nntergeordneter Weise ergriffen. Nur da und dort kann man mit Sicherheit das Fehlen von Axencylindern und leicht körnigen Zerfall des Markes constatiren. Prägnantere Veränderungen als der Nerv bietet nun der Musculus extensor digitor. communis dar. Ob Fettdegeneration der Muskelbündel vorhanden ist, möchte ich nach der Alkoholbehandlung mit Sicherheit nicht sagen. Wovon ich mich aber an zahlreichen Querschnitten und Zupfpräparaten mit Bestimmtheit überzeugt habe, ist, dass weitaus die meisten Muskelbündel intact sind, was Grösse und Form anbelangt. Meist heerdweise treten aber ganz markante Veränderungen im Muskel auf. Es werden die Bündel schmäler, ziehen sich oft von der Sarcolemmscheide etwas zurück, die Kerne an diese letztere gedrängt nehmen an Zahl ganz bedeutend zu, während ich innerhalb der Muskelsubstanz selbst Kerne mit Sicherheit nicht beobachtet habe und auch die Kerne des die Muskel um- hüllenden Bindegewebes beginnen zu wuchern und so eine Bindegewebs- hypertrophie einzuleiten. Viel überzeugender als Querschnitte schildern durch Zerzupfung isolirte Muskelbündel den ganzen pathologischen Vorgang. Die meisten zeigen ganz tadellose Längs- und Querstreifung, die Sub- stanz liegt der Sarcolemmscheide an, die Kerne sind nicht vermehrt. Nun trifft man auch Bündel, offenbar verschmälert, die Querstreifung schärfer hervortretend, die von der Sarcolemmscheide etwas sich retrahirt haben und innerhalb derselben leicht geschlängelt sind (siehe Tafel Fig. VII a). Die *) Fleiscbl, Ueber die Beschaffenheit des Axencylinders. Beiträge zur Anatomie und Physiologie als Festgabe für Karl Ludwig 1874 pag. 51.