Das Apothekenwesen in Preussen nach deutschem Reichs- und preussischem Landesrecht.

Pistor, Moritz, 1835-

Date:: 1894

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Das Apothekenwesen in Preussen nach deutschem Reichs- und preussischem Landesrecht. Source: Wellcome Collection.

36/296 (page 22)

gefässen, gänzlich abzuscbaffen, und an deren Stelle andere, entweder aus dem reinsten Zinn oder aus Porzellan, Steingut und dergleichen anfertigen zu lassen. III. Wegen Anschaffung der Magnesia Nitri. Da die vormals in den Apotheken gebräuchlich gewesene Magnesia alba oder Magnesia Nitri, als ein unsicheres und öfters mit Kalkerde, Kieselerde und Gyps verfälschtes Medicament befunden worden, so haben wir resolvirt, selbige aus den Apotheken gänzlich abzuscbaffen, und befehlen Euch hiermit, solche als Arzneimittel zu cassiren, und an deren Stelle die nach Vorschrift der Pharma- copoea Borussica angefertigte Magnesia Salis amari, oder Magnesia carbonica vor- räthig zu halten und zu dispensiren, wenn sie auch noch unter dem Namen Magnesia Nitri verschrieben werden sollte. IV. Wegen Nichtanwendung des Sapo hispanicus oder Sapo venetus zum innerlichen Gebrauche. Da zu den in den französischen, spanischen und andern auswärtigen Fabriken, aus Baumöl und Soda gekochten Seifen gewöhnlich nur die schlech- testen Sorten des Baumöls verbraucht werden, auch bei deren Siedung, welche in kupfernen Kesseln angestellt wird, nicht die sorgfältigste und reinlichste Be- handlung stattzufinden scheint, diese [Rücksichten aber dem innerlichen Ge- brauche solcher Seifen keine Empfehlung gewähren, so verordnen Wir hiermit, dass in den Apotheken, wenn Oelseife zu dem innerlichen Gebrauche ver- schrieben wird, keine dergleichen Fabrikseifen, sondern nur allein die nach Vorschrift der Pharmacopoea Borussica aus reinen Ingredienzen kunstmässig angefertigte Sapo medicatus angewendet und dispensirt werden soll, wenn auch gleich auf den Recepten nur Sapo hispanicus oder venetus benannt worden. Zum äussern Gebrauch kann deren Anwendung hingegen nach wie vor statt- finden. V. Wegen Anschaffung und Haltung eines Herbarii vivi plantarum officinalium. Da zum Oeftern in Erfahrung gebracht ist, dass viele Apothekergehülfen und Discipel in der Botanik nur eine sehr mangelhafte Kenntniss besitzen, so dass ihnen oft selbst die officinellen Kräuter unbekannt sind, dieser Mangel einer hinlänglichen Kräuterkunde aber bei Einsammlung und Dispensirung vege- tabilischer Arzneimittel zu schädlichen lrrthümern und Verwechselungen führt, so wird sämmtlichen Apothekern Unsere schon bestehende Verordnung hiermit aufs Neue in Erinnerung gebracht, nicht allein für sich ein Herbarium vivum von officinellen Pflanzen anzuschaffen, sondern auch dafür zu sorgen, dass ihre Gehülfen und Lehrlinge sich daraus eine anschauliche nähere Kenntniss der officinellen Vegetabilien verschaffen, auch mit der Zeit sich selbst eines der- gleichen sammeln und anfertigen mögen. Wie sicli die Bestimmungen der revidirten Apotheker-Ordnung im Laufe fast eines Jahrhunderts ausgestaltet haben, soll, soweit erforderlich, im Folgenden kurz und übersichtlich dargelegt werden; dabei wird die Anordnung der Apothekerordnung thunlichst bei- behalten werden.