Mikroskopie und Chemie am Krankenbett / begründet von Hermann Lenhartz ; fortgesetzt und umgearbeitet von Erich Meyer.

  • Lenhartz, Hermann, 1854-1910.
Date:
1922
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Credit: Mikroskopie und Chemie am Krankenbett / begründet von Hermann Lenhartz ; fortgesetzt und umgearbeitet von Erich Meyer. Source: Wellcome Collection.

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    blieben sind. Es kommt bei ihnen fast stets das Bild der Darmmykose zur Beobachtung. Der Mensch ist der Übertragungsgefahr viel weniger ausgesetzt als das Tier. Wohl können solche Personen, die mit der Wartung milzbrandkranker oder dem Abdecken gefallener Tiere, mit der späteren Verarbeitung von Fell und Haaren usw. zu tun haben, an Milzbrand erkranken. Aber die Empfäng¬ lichkeit ist doch viel geringer als bei den genannten Tieren. Ferner tritt der Anthrax beim Menschen in der Regel an der äußeren Haut (Hals, Gesicht und Händen) in Form der Pustula maligna auf, die sich meist aus kleinen roten Knötchen zu ausgedehnteren Infiltraten entwickelt, auf denen mit seröser oder serös-blutiger Flüssigkeit gefüllte blasige Er¬ hebungen sichtbar sind. Aber schon 1872 beschrieben E. Wagner und Bollinger fast gleichzeitig eine Intestinalmykose bei Menschen, die unter typhusähnlichen Erscheinungen gestorben waren. In den geschwürigen Infiltraten des Dünn- und Dickdarms und der Mesenterialdrüsen sowie in den zerebralen Blutungen fand E. Wagner Bazillen, die in ganz gleicher Form auch in den Tierhaaren, die von den Verstorbenen verarbeitet waren, sich darboten. Seltener sind die besonders von englischen Autoren beschriebenen Fälle von Lungen milzbrand. Sie sind hauptsächlich bei Lumpensammlern, Wollzupfern (,,woolsorters disease“) und Arbeitern in Papierfabriken beobachtet worden. Bei einem der von Lenhartz beobachteten Fälle war der Lungenmilzbrand durch Bearbeitung von Tierfellen entstanden; bei einem zweiten Falle war es auch zur Blutinfektion gekommen, wie durch Züchtung der Bazillen aus dem lebenden Blute erwiesen wurde (Sch ottmüller). Daß die Krankheit auf den Menschen auch durch Insektenstiche vermittelt werden kann, lehrt die Beobachtung Hubers, der in den Leibern von Flöhen virulente Milzbrandbazillen auffand. Die bei Tieren im Blute und in den blutigen Ausscheidungen (aus Maul, Nase, Darm und Blase), beim Menschen in dem Sekrete der Pustula maligna (nicht konstant), in den be¬ nachbarten Drüsen, im Leichenblute und besonders in inneren Blutungsherden gefundenen Bazillen stellen glashelle Stäbchen von charakteristischer Form dar, denen jede Eigenbewegung fehlt. Sie sind etwa 1—1,5 /li dick und 3—5 [x lang, also nicht ganz so groß wie der Durchmesser einer roten Blutzelle. Sie sind in der Regel zu mehreren Gliedern aneinandergereiht und lassen oft schon am ungefärbten Präparat, infolge der eigentümlichen Bildung ihrer Enden, hellere Lücken an der Verbindungsstelle zweier Glieder hervortreten. Weit besser ist dies im gefärbten Bild wahrzunehmen. Die Enden sind an den lebenden Bazillen verdickt und abgerundet, im gefärbten Präparate scharf abgesetzt und deutlich dellenartig an der kreisrunden Berührungsfläche ver¬ tieft, so daß der Vergleich mit dem oberen Ende des Radius¬ köpfchens viel für sich hat. Die Färbung kann mit allen basischen Anilinfarben vorgenommen werden, indes ist vor den stark färbenden und leicht überfärbenden zu warnen. Wäßrige Lösungen von Bismarckbraun oder Methylen¬ blau färben die Präparate in zwei Minuten sehr prägnant. Ab