Die störungen der geschlechtsfunctionen des mannes.

  • Fürbringer, Maximilian, 1846-1920.
Date:
1895
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die störungen der geschlechtsfunctionen des mannes. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University Libraries/Information Services, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University.

    14/206 (page 4)
    Fellner entdeckte Innervation des Eectums durch Zweige der Nervi erigentes eine Eolle. Die bekannte Erfahrung, dass die Züchtigung der Knaben auf den Podex durch selbst erste Erregung der Libido sexualis zur Onanie verführt (weshalb v. Erafft-Ebing Erzieher vor dieser Form der Prügelstrafe warnt), begegnet sich hier mit der aufmerksamen Lehrern und Aerzten geläufigen Thatsache, dass dm'ch Vorwärtsbeugen beim Sitzen auf der harten Bank, durch Herabgleiten auf Treppengeländern und dm-ch Andrücken der vorderen Damm- (Bulbus-) Gegend an harte Gegenstände nicht selten Am'egung zur Mastm^bation gegeben wird. Die Libido sexualis. Es ist durchaus richtig und dem Sprachgebrauch der Lateiner ent- sprechend, die Libido mit dem Geschlechtstrieb^) zu identificiren und von einer Subsumirung des letzteren unter die Libido sexualis als den Sammelbegriff der geschlechtlichen Wollustgefühle überhaupt abzusehen. Während bei gewissen (keineswegs allen) Thieren der mächtige, der Erhaltung der Gattungen und Arten dienende Drang des Begattimgs- triebes periodisch auftritt (Brunst), kann beim Manne von einem inter- mittirenden Charakter unter normalen Bedingungen nicht wohl die Eede sein. Vielmehr kann er innerhalb der Frist des Geschlechtslebens ^) zu jeder Zeit durch alle die Anlässe, die wir als auslösende Momente der Erection kennen gelernt haben, geweckt werden, besteht also, freilich unter erheblichen Intensitätsschwankungen — seine grössten Feinde pflegen miter physiologischen Bedingungen geistige üeberanstrengung und harte körperliche Arbeit zu sein —, continuirlich fort. Im Allgemeinen zeitlich wesentlich enger begrenzt als die Erection (siehe oben), nimmt er für unsere Breiten im Durchschnitt im 15. Jahr den Anfang, während sein Abschluss in eine concrete Zahl noch weniger als jener der Phase der Erection sich fassen lässt. Gesimde, aus Bedürfniss die eheliche Pflicht regelmässig leistende Sechziger zählen nach unseren Erfahrmigen keines- wegs zu den Seltenheiten. Hier spielen hereditäre Einflüsse, Familien- dispositionen ohne Concurrenz pathologischer Factoren eine noch be- deutendere Eolle als klimatische Verhältnisse. Eücksichtlich letzterer ist die frühere Entwicklung des Geschlechtssinns in den südlicheren Ländern ^) Die landläufige Eintheilung des GreseUechtstriebes in den Begattungs- und Portpflanzungstrieb krankt an dem Umstände, dass dabei die Libido des Onanisten verloren geht und dem reliectirenden Culturmensehen streng genommen ein Drang zur Fortpflanzung fremd ist. ^) Wahrscheinlieh präexistirt ein unabhängig von den samenbereitenden Or- ganen vor der Pubertät erwachender Gesehleehtssinn: Bei Eatten, welche Steinach vor der Pubertät castrirt hatte, entwickelte sich gleichwohl ein gewisser Grad von Libido sexualis für etwa Jahresfrist. Die Obduetion ergab, dass die aecessorisehen Greschleehtsdrüsen nicht zur Entwicklung gelangt waren.