Zur Kasuistik des primären Gallenblasenkrebses ... / vorgelegt von Fr. Tiedemann.

Tiedemann, Fr. (Ernst Friedrich), 1865-

Date:: 1891

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Zur Kasuistik des primären Gallenblasenkrebses ... / vorgelegt von Fr. Tiedemann. Source: Wellcome Collection.

12/24 (page 10)

ist, auf der sich unabhängig- von einander Krebs und Steine bilden ; vielmehr scheinen beide, wie weiter unten auszuführen, zeitlich auf einander zufolgen. Man hat in früherer Zeit vielfach die Ansicht verfochten, dass der Krebs das Primäre sei: Wenn die wachsende Geschwulst auf den Ductus cysticus und choledorhus übergreift und deren Lichtung verengert, so muss natürlich der Abfluss der Galle behindert sein. Aber auch dann, wenn der Krebs ganz auf die Gallenblase beschränkt bleibt, soll Gallenstauung eintreten, in¬ dem die degenerative Wucherung in die Muskelschicht eindringt und den Fasern ihre die Galle befördernde Kontraktilität nimmt. Es sollen dann um so leichter Konkremente entstehen, als im höhern Alter der Gehalt der Galle an Cholestearin und Kalken erhöht zu sein scheint. Dem gegenüber hat neuerdings H. Zenker durch seine Untersuchungen nahegelegt, dass die Gallensteine das Primäre sind. Sie sollen durch ihren mechanischen Reiz an der Schleimhaut Drucknekrose, Entzündung, Geschwürsbildung verursachen, und aus dem schrumpfenden Narbengewebe soll sich Krebs ent¬ wickeln, ähnlich, wie auf dem Boden eines vernarbten Magen¬ geschwürs ein Krebsknoten entsteht, wie der chronisch entzündete Cervix uteri unmerklich der krebsigen Entartung anheim fällt. Am Magengeschwür hat besonders S. Hauser1) den all¬ mählichen Übergang des Vernarbungsprozesses in Krebsent¬ wicklung studirt, durch denselben wird in der Umgebung eine atypische Drüsenwucherung angeregt. Diese ist nur graduell verschieden von der sich anschliessenden bösartigen Wucherung, die anfangs typisch adenomatös ist, erst später nur Krebsgewebe enthält. Hierdurch geleitet hat nun H. Z e n k e r eine Gallenblase unter¬ sucht, welche im Anschluss an eine durch Steine bedingte Geschwürsbildung sehr stark geschrumpft war, und auch in ihr eine enorme Wucherung der Drüsen, Verästelung und Erweiterung entdeckt, welche er der vicariirenden Vergrösserung der einen Niere bei aufgehobener Thätigkeit der anderen vergleicht; er meint, dass das gefässreiche Granulationsgewebe den besten 0 Das chron. Magengeschwür, sein Vernarbungsprocess und dessen Be¬ ziehung zum Magencarcinom. Leipzig 1883.