Über die biologischen grundlagen der erziehung / von Fritz Lenz.

  • Lenz, Fritz, 1887-1976.
Date:
1927
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Credit: Über die biologischen grundlagen der erziehung / von Fritz Lenz. Source: Wellcome Collection.

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    Rousseau z. B. hat dieser Meinung Ausdruck gegeben; und viele sind ihm darin gefolgt. Dieser Standpunkt führte natürlich zu einer starken Überschätzung der Umweltein flüsse, zumal der Erziehung; denn wenn alle Menschen gleich veranlagt wären, dann müßte ja jedes Kind zu einem Genie erzogen werden können. Es ist verständlich, daß gerade begeisterte Pädagogen zu der Ansicht neigen, daß eigentlich alle Menschen gleich veranlagt seien; denn dann würde ja alle Veredelung der Menschen eben in die Hände der Pädagogen gelegt sein. Nun, wir wissen heute sowohl aus der pädagogischen Erfahrung als auch auf Grund biolo gischer Tatsachen, daß das eine Illusion ist. Im Zeitalter Rousseaus aber herrschten auch in der Biologie Anschau ungen, die jene Illusion zu nähren geeignet waren. Die Biologie jener Zeit war fast ausschließlich Systematik der Arten. Der große schwedische Botaniker Linné lehrte damals, daß alle die verschiedenen Arten der Lebewesen in sich einheitlich und unveränderlich seien. Die tatsäch lichen Unterschiede der Individuen einer Art sah man als zufällige Spiele der Natur an; jedenfalls hielt man sie nicht für erblich. Es ist vielleicht kein Zufall, daß Rous seau aus Liebhaberei begeisterter Botaniker war. Die Biologie seiner Zeit spiegelt sich in seiner Erziehungslehre und in seiner Staatslehre wieder. Auf die Dauer konnte sich aber auch die Biologie des 18. Jahrhunderts der Ein sicht nicht verschließen, daß es erbliche Unterschiede innerhalb der Art gibt. In jener Zeit wurde der Begriff der Rasse aufgestellt; anscheinend als der Erste hat Kant den Begriff der Rasse im modernen Sinne definiert als ,,das was in dem Klassenunterschied der Menschen gattung unausbleiblich anerbt. Linné selber hat ge schwankt, ob er das ganze Menschengeschlecht als eine in sich einheitliche Art („Homo sapiens) auffassen oder ob er mehrere Menschenarten unterscheiden solle („Homo europaeus, „Homo alpinus etc.); letzteres sei vielleicht besser, hat er in den späteren Auflagen seines „Systema