Zur Pathologie der Neurasthenia gastrica (Dyspepsia nervosa) / von R. Burkart.

  • Burkart, R.
Date:
1882
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Zur Pathologie der Neurasthenia gastrica (Dyspepsia nervosa) / von R. Burkart. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by King’s College London. The original may be consulted at King’s College London.

    40/52 (page 40)
    vöscn Dyspepsie in Verbindung mit den Symptomen der Neurasthenia ce- rebralis, welches Leiden innerhalb einiger Monate in völlige Genesung überging. Als der Kranke jetzt wiederum in meine Behandlung sich begab, klagte er seit mehreren Wochen über Kopfdruck. Besonders ausgesprochen ist das Druckgefühl in der Stirngegend zur Nachtzeit, nach dem Erwachen aus dem ersten 4—5-stündigen Schlaf. Von 3 Uhr Nachts an liegt der Kranke bis zum Morgen gewöhnlich schlaflos da oder höchstens in leichtem Halbschlummer mit mehr oder weniger heftigem Kopfweh. Wenn er auf- gestanden ist, Bich das Gesicht ausgiebig mil kaltem Wasser gewaschen und Kaffee getrunken hat, dann verliert sich der Schmerz nahezu völlig und es bleibt den Tag über nunmehr ein Gefühl von Schwere und dumpfem Druck im Kopfe bestehen. Das Denkvermögen des Kranken ist behindert; es fehlt ihm die Leichtigkeit bei der Abwickelung der Geistesfunktionen, welche er aus gesunden Zeiten an sich gewohnt ist. Es hält ihm schwer einen weitergehenden Kalkül zu machen. Das Lesen, respektive das mit raschem, leichtem Verständniss verbundene Lesen eines längeren Leitar- tikels in seiner gewohnten Tageszeitung strengt ihn an und vermehrt vorab den quälenden Kopfdruck. Ebenso wirkt die seit langer Zeit ge- wohnheitsmässig am Abend gespielte Whistparthie; nach dem ersten Böbber sitzt der Kranke da mit geröthetem Gesicht, Ohren und Augen; seine Schläfen klopfen; in seinem Kopfe hat sich das perpetuirliche Druck- gefühl immens gesteigert; schliesslich, wenn der Kranke dennoch aushält und weiter zu spielen versucht, stellt sich geringe Athembeklemmung, all- gemeine Unruhe und eine unbestimmte ängstliche Empfindung ein, welche Erscheinungen ihn dennoch zwingen das Spiel zu unterbrechen, vom Tische aufzustehen und draussen in der frischen Luft durch Umhergehen die Auf- regung im Nerven- und Blutgefässsystem niederzukämpfen. In ähnlicher Weise bedingen längerdauerndes Sprechen, Musiciren, Schreiben eine Ver- schlimmerung der bestehenden nervösen Beschwerden. An einzelnen Tagen leidet der Kranke an verbreitetem Muskelmüdig- keitsgefühl ; der ganze Körper ist dann schlaff und träge. Natürlich ist Herr K. in Folge dieser Krankheitszustände gedrückter Gemüthsstimmung. Muthlos und ängstlich in Bezug auf das Wesen und die Bedeutung seiner Krankheit ist er durchaus nicht. Er kennt von früher her den Charakter seines Leidens und weiss, dass die Zeit ihm nahezu sicher Besserung bringen wird. Sein früheres Interesse am Geschäft und den Ereignissen des Familienlebens aber hat entschieden abgenommen; er ist gereizter Stimmung und die kleinen Unannehmlichkeiten des täglichen Lebens bringen ihn mitunter in eine von früher her nicht gewohnte Aufregung. Der Appetit des Kranken ist massiger als sonst; die Zunge ist leicht belegt. Er klagt über unangenehmen Druck im Epigastrium und Auf- getriebensein der Magengegend nach der Mahlzeit, trotzdem dieselbe nur