Beschreibung der Intelligenzstörungen in Folge einer Hirnverletzung : nebst einem Entwurf zu einer allgemein anwendbaren Methode der Intelligenzprüfung / von C. Rieger.

  • Rieger Conrad.
Date:
1888
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Credit: Beschreibung der Intelligenzstörungen in Folge einer Hirnverletzung : nebst einem Entwurf zu einer allgemein anwendbaren Methode der Intelligenzprüfung / von C. Rieger. Source: Wellcome Collection.

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    ein charakteristisches Merkmal hinreichend deutlich wird, das an und für sich schon genügt, um das Bild zu erkennen. Die Spalte muss also im Verhältuiss zur Grösse des Bildes immer sehr klein sein. In vielen Fällen erkannte der Patient, von dem ja wohl nach allen übrigen Versuchen in dieser Richtung anzunehmen ist^ dass er das momentan Bedeckte, was er eben vorher durch die Spalte gesehen hatte, schon wieder total vergessen hat, trotzdem die Bilder ganz richtig, weil z. B. das Euter einer Kuh sofort durch die Ideenassociation den Gesammtbegriff in ihm erweckte. Es Hessen sich nur ganz wenige Bilder finden, die für diesen Versuch passend waren z. B. das eines Fasses, bei dem er wie Control versuche mit Gesunden ergaben, allerdings in abnormer Weise, übereinstimmend mit seiner sonst constatirten Vergesslich- keit, ausser Stande war aus den succesive durch die Spalte sicht- baren, gleichmässigen und nirgends besonders charakteristischen Theilbildern das Gesammtbild innerlich zu construiren. Sein ganz enormer Mangel an optischem Gedächtniss geht übrigens am allerschlagendsten aus Versuchen hervor, von denen später noch die Rede sein wird: dass er nämlich nicht im Ent- ferntesten mehr im Stande ist etwas zu zeichnen, wenn er sich nicht Strich für Strich an eine Vorlage halten kann. 2. Auch mit dem Gedächtniss für frische akustische Eindrücke ist es gleich schlecht bestellt. Ein vorgesprochenes Wort, auch ein solches, das er ganz gut versteht, vergisst er augenblicklich. Auf die in dieser Hinsicht beweisenden Proben werde ich später zurückkommen, wenn von der Sprache noch speciell die Rede ist. Als Beispiel mag vorläufig g(*nügen, dass hier das Gleiche, nur Umgekehrte gilt von dem, was vorhin von seiner Vergesslichkeit für optische Eindrücke gesagt wurde. Wenn man ihm vorher ein Wort sagt und ihm nicht sofort das zugehörige Bild zeigt, so hat er nach einigen Sekunden schon das Wort vergessen, und er ist nicht mehr im Stande zu erkennen, dass das Bild, auch wenn man ihm förmlich die Nase darauf stÖsst, identisch ist mit dem eben ausgesprochenen Wort. Sehr wichtig ist dagegen, dass sein Urtheil über die Richtig- keit musikalischer Intervalle erhalten ist. Wir werden später sehen, dass er, der früher sehr musikaliscli begabte Sänger und Musiker, absolut die Fähigkeit verloren hat, auch nur das ein- fachste Intervall richtig zu singen, zu pfeifen, zu spielen, auch wenn man es ihm unmittelbar vorher oder geradezu gleichzeitig