Zur Hygieine des Sitzens : nebst einigen Bemerkungen zur Schulbank- und Hausschulbank-Frage / von F. Staffel.

  • Staffel, F. (Franz)
Date:
[1885?]
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Credit: Zur Hygieine des Sitzens : nebst einigen Bemerkungen zur Schulbank- und Hausschulbank-Frage / von F. Staffel. Source: Wellcome Collection.

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    Die meisten Arbeiten, welche im Sitzen verrichtet zn werden pflegen, erfordern die etwas vornüber geneigte Rumpfstellung. Sie ist in der Regel deshalb nöthig, weil die Augen der meistens auf dem Tische befindlichen Arbeit so weit genähert werden müssen, dass diese deutlich gesehen wird. Feine Arbeiten (Sticken, Fein¬ nähen, kleine Schrift, die Arbeit des Xylographen, Lithographen, Retoucheurs, Zeichners, des Uhrmachers u. s. w.) erfordern natürlich eine stärkere Annäherung der Augen als grobe Arbeiten. Die vorn¬ über geneigte Rumpfstellung ist doppelt ungünstig, weil sie sowohl eine stärkere Knickung des Rumpfes in sich, als auch eine stärkere Beugung der Hüftgelenke bedingt. Man rückt sich daher schon all¬ gemein die Arbeit dem Auge näher dadurch, dass man ein Zeichen¬ brett oder eine ähnliche Vorrichtung benutzt. Manche Arbeiten (des Uhrmachers etc.) können aber nicht anders als auf horizontaler Unter¬ lage behandelt werden. Andere Arbeiten vertragen nur eine mässige Neigung gegen den Horizont. Ist z. B. das Schreibpult zu schräg, so rutschen alle Gegenstände, und bei einem gewissen Grade stär¬ kerer Neigung würde sogar die Dinte nicht mehr aus der Feder fliessen, da diese dann horizontal zu liegen kommt. Eine grössere Neigung des Schreibpultes wie 1: 5 (auf 5 cm Tiefe 1 cm Steigung) ist daher kaum zulässig; auch bei diesem Neigungsgrade muss die Pultplatte schon rauh sein (Tuchüberzug), damit die Sachen nicht rutschen. Pulte mit derartig geneigten Platten sollte man aber all¬ gemein benutzen, und nicht an flachen Pulten und Tischen arbeiten. In dem Maasse, wie ich mir mittelst der geneigten Pultplatte die Arbeit aufrichte, dem Auge näher bringe, in demselben Maasse kann ich auch meinen Rücken aufrichten. Eine Bewahrung der ganzen „normalen“ Lendenaushöhlung bei etwas vornüber geneigter Rumpfstellung beim Sitzen ist nicht zu er¬ reichen. Bei dieser Sitzstellung kann es sich nur darum handeln, die Knickung des Rumpfes nach vorn zu beschränken. Zu be¬ denken ist ja auch, dass die Bewahrung der Lendenaushöhlung noth- wendig mit einer stärkeren Beugung in den Hüftgelenken verbunden ist. Da diese immer auch einen Uebelstand darstellt, so ist es besser eine geringe Knickung des Rumpfes, als eine zu starke Knickung der Hüftbeugen hinzunehmen. Kinder können beim Schreiben eher ohne Vorwärtsneigung sitzen als Erwachsene, weil die Augen der Kinder der Schrift absolut näher sind. Selbstverständlich gehört zum guten Sehen gutes Licht; schlechtes Licht ist oft die Hauptursache schlechter Sitzhaltung. Wir haben gesehen, dass die Lendenlehne, wenn sie den näher erörterten Zweck erreichen soll, das hohle Kreuz unter allen Um¬ ständen erreichen muss: sie muss über den hinteren Rand der Sitz¬ fläche entsprechend vorspringen. Gerade das Fehlen dieses Um-