Die Seekrankheit / von O. Rosenbach.

  • Rosenbach, O. (Ottomar), 1851-1907.
Date:
1896
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Credit: Die Seekrankheit / von O. Rosenbach. Source: Wellcome Collection.

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    Lunge zeigt; denn die bisweilen beobachtete Verminderung der Harn- menge gellt in der überwiegenden Anzahl der Fälle mit dem Wasscrverluste durcii profusen kalten Schweiss oder durch Erbreclien parallel. Auch ist die Verminderung der wässerigen Eestandtheile des Urins, wenn sie überhaupt zu Stande kommt, durchaus nicht identisch mit der Eetention von Harn- bestandth eilen im Blute; sie entspricht nicht einmal immereiner stärkeren •Concentration des Blutes, sondern nur einer geringeren Wasserzugabe in der Niere respective einer stärkeren mechanischen Arbeit des Organs, das auch die in minder reichlicher Flüssigkeit gelösten Stoffe liinausschafft. Von Luugen- insufficienz und Kohlensäurointoxication, die sich ja vor Allem durch Cyanose schnell geltend machen müssten, haben andere Beobachter und auch ich bei keinem Kranken etwas gesehen; denn die Kranken sind weder kurzathmig noch athmen sie ausser der Periode der Brechbewegungen abnorm tief und schnell. Die directe, abnorm grosse und darum schädliche, Aufnahme von zerstäubtem Salzwasser, also eine Intoxication durch Inhalation, kann natürlich bei Ki'anken, die bei verschlossenem Fenster in der Cabine liegen, überhaupt ausgeschlossen werden; auch ist anzunehmen, dass in Inhalations- räumen oder am Strande des lebhaft bewegten Meeres mindestens ebensoviel Salzwasser in die Athmungswege gelangt, wie auf den Schiffen, ganz abge- .sehen davon, dass die Krankheit oft schon bei den ersten Bewegungen des Schiffes ausbricht, wo von der Aufnahme grösserer Mengen von Wasserstaub nicht die Eede sein kann. Es bleibt nun, da die Schaukelbewegung als einziger oder wesentlichster Factor der Erkrankung angesehen werden muss, nur noch übrig, festzustellen, welche Form der abnormen Bewegung des Schiffes in der grössten Anzahl von Fällen und bei weniger Disponirten den Anfall auslost. Es kann nach eigener Erfahrung kein Zweifel darüber bestehen, dass am einflussreichsten die Form der ungleich- mässigen Bewegimg ist, bei der das Schiff in Folge unregelmässiger Wellenstösse sich um verschiedene Achsen dreht, also eine Art von schrauben- oder spiralförmiger Bewegung zeigt, und dieser äusserst inten- siven Bewegung, die man in der nautischen Sprache als Schlingern bezeichnet, schreiben auch alle Autoren, sowie Alle, die an Seekrankheit gelitten haben, einstimmig die unangenehmste Einwirkimg auf den menschlichen Organismus zu. Eine der modernen Constructionen des Caroussels — die sogenannte Crinoline — gibt vermittelst eines einfachen Mechanismus eine sehr natur- getreue Nachahmung dieser eigenthümlichen, schraubenförmig fortschreitenden, Scliaukelbewegung mit relativ hohen Oscillationen über dem Horizont. Die mit äusseren Sitzen versehene, in der gebräuchlichen Weise aufgehängte Glocke (Crinoline) wird vermittelst eines im Innern befindliehen Seiles ab- wechselnd um ihre Längsachse gedreht und periodisch nach abwärts gezogen, so dass etwa eine schraubenförmige Schaukelbewegung mit recht beträcht- licher Höhe der Windungen resultirt. Nicht viel weniger wirkimgsvoll ist die als Stampfen bezeichnete Bewegung, bei der das Schiff um seine Querachse, die die beiden Borde verbindende Linie, schwingt, während die als Rollen bezeichnete Be-