Grundriss der Geschichte der Medicin / von Heinrich Haeser.

  • Haeser, Heinrich, 1811-1884.
Date:
1884
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Credit: Grundriss der Geschichte der Medicin / von Heinrich Haeser. Source: Wellcome Collection.

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    ärztliche Lehranstalt befand. Der grosse Tempel eines anderen Heilgottes, Chumsa, zu Karnak, ist noch wohl erhalten. — Von Menes, dem Erfinder der Wissenschaften und Künste, rühren die 42 heiligen Bücher; Emire [Corruption eines alt-ägyptischen Wortes] her, von denen 16 die Heilkunde betreffen. — Die Heil- kunde wurde, gleich der Rechtslehre, der Mathematik u. s. w., in den für Priester bestimmten Schulen gelehrt. Die tüchtigsten Jünglinge wurden von hier nach Memphis geschickt. Jeder Arzt gehörte zu einem Priester -Collegium, wohnte aber mit seiner Familie im eigenen Hause. Die Kranken wendeten sich zunächst an den Tempel; von dort erhielten sie den für den Fall geeigneten Arzt. Das Honorar bestand in Geschenken an den Tempel, aus deren Ertrag die Aerzte besoldet wurden. Den wichtigsten Theil der ägyptischen Medicin bildet die Diätetik: Bäder, gymnastische Uebungen, regelmässig wiederholte Ausleerungen u. s. w. — Von anatomischen Kenntnissen im eigent- lichen Sinne findet sich in den auf uns gelangten Nachrichten und Dokumenten nichts. Auch die bei den Aegyptern gebräuchliche Einbalsamirung der Leichen, welche vorzugsweise auf dem Glauben an die Seelenwanderung beruhte, vermochte nicht eine genauere Kenntniss von dem Bau des Menschen zu bewirken. Die wichtigsten Quellen für die Kenntniss der ältesten Periode der ägyptischen Medicin sind mehrere Papyrus, vor allen der nach seinem Entdecker und Herausgeber, Ebers, genannte, in Leipzig aufbewahrte. Derselbe wurde seiner eigenen Angabe nach •geschrieben zur Zeit des Königs Re-ser-ka (Amenophis), d. h. vor 3500 v. Chr. Es wird aber der, vielleicht wahrheitsgemässe, Zusatz gemacht, dass der Papyrus nicht ein Original, sondern die Copie einer weit älteren Schrift sei. Er führt den Titel: Buch der Zubereitung von Arzeneien für alle Körpertheile von Personen. Der Aufzeichnung der Segenssprüche bei der Bereitung und dem Gebrauch der Arzneien folgen Recepte und die Namen der betreffenden Krankheiten: Störungen der Ent- leerungen des Leibes, Eingeweidewürmer, Krankheiten der Augen, der Haut, der Adern und Nerven („Metu), des Kopfes u. s. w., Frauenkrankheiten. Eine Hauptrolle spielen die ,,Uchet, eine räthselhafte abzehrende Fieber-Krankheit. Der grössere von zwei schon länger bekannten Papyrus des Berliner Museums beginnt gleichfalls mit Angaben über seinen Ursprung. Hierauf folgt die Aufzählung der Arzneien: Früchte,.