Die modernen Theorien der Chemie und ihre Bedeutung für die chemische Statik / von Lothar Meyer.

  • Meyer, Lothar, 1830-1895.
Date:
1864
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Credit: Die modernen Theorien der Chemie und ihre Bedeutung für die chemische Statik / von Lothar Meyer. Source: Wellcome Collection.

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    zerstreut, sie sind auch noch in die mannigfaltigsten, he- terogensten Formen eingeklcidet. Der augenblickliche Zu- stand der Chemie gleicht einem Schlachtfelde nach dem entscheidenden Tage. Die ins Gefecht geführten Schaaren sind gelichtet, zum Theil zersprengt und wieder buntscheckig vereinigt; genommene oder verlassene, so wie viele behaup- tete Positionen sind noch bedeckt mit den Trümmern un- brauchbar gewordener Waffen und Geräthe. Es wird einiger Zeit der Ruhe bedürfen, che das brauchbare vom zerstörten gesondert und das überlebende gleichförmig gekleidet und ge- ordnet sein wird. ManchcrFeldlierr wird vielleicht nur ungern die jetzt überflüssig gewordenen Schanzen und Brustwehren abtragen sehen, die ihm zu siegreichen Erfolgen vcrhalfen. Die Chemie wird noch längere Zeit, auch wto keine Meinungs- verschiedenheit mehr besteht, das Gepräge der verschiedenen früher einander schroff entgegengesetzten Ansichten tragen, und erst künftigen Generationen wird cs Vorbehalten sein, dort gleichförmige Ackerfurchen zu ziehen, wo vor wenigen Jahren noch die Geister im erbitterten Kampfe auf einander platzten. Ist zwar der Kampf ganz innerhalb der Grenzen des chemischen Heerlagers ausgcfochtcn worden, so ist doch zu den übrigen Naturforschern soviel Kunde von demselben gelangt, dass ein lebhaftes Interesse für die Resultate des- selben geweckt worden. Vielleicht ist dieses Interesse um so grösser, je schwieriger cs für den nicht chemischen Natur- forscher ist, eine lohnende Uebcrsicht des Gegenstandes zu gewinnen. Wir Chemiker hören daher vielfach von den Vertretern der verschiedensten naturwissenschaftlichen Dis- ciplincn den Wunsch nach einer etwas näheren Einsicht in die modernen chemischen Theorien zugleich mit der Klage aussprechen, dass eine solche gegenwärtig ein nicht zu bewältigendes Spccialstudium voraussctzc. Dieser vielfach gehörte Wunsch ist mir die wesentlichste Veranlassung gewesen, dass ich den Versuch wage, die an- scheinend best begründeten Theilc der gegenwärtig gelten- den chemischen Hypothesen und Theorien, ihres speciflsch chemischen Gewandes möglichst entkleidet, darzustellen und