Leopold Auenbrugger, der Erfinder der Perkussion : zu seinem 100. Todestage / von Friedel Pick.

Pick, Friedel, 1867-1926.

Date:: [1909]

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Credit: Leopold Auenbrugger, der Erfinder der Perkussion : zu seinem 100. Todestage / von Friedel Pick. Source: Wellcome Collection.

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und derselben Perkussionsstärke entsprechender Ton wahrgenommen wird, dies anzeigt, dass etwas Krankhaftes in der Brust verborgen sei. Auenbrugger unterschied einen hohen und tiefen, einen helleren, dunkleren und einen fast erstickten Schall, endlich den Schall des perkutierten Fleisches (entspricht unserem Schenkelton11). Er be¬ tont die Notwendigkeit, die Perkussion der Brust oft und an mehreren Menschen vorzunehmen wegen der individuellen Verschiedenheiten und hebt hervor, dass die Ursachen der abnormen Schall Varietäten nur in Verminderung oder Ver¬ minderung der Luftmenge in der Thoraxhöhle zu suchen seien. Diese Stelle (Scholium zu § 17) ist deswegen so wichtig, weil sie zeigt, wie richtig Auenbrugger auch schon die physikalische Grundlage der Methode erfasst hatte, eine Erkenntnis, die nachher bei den Franzosen den unklaren Vorstellungen, wonach jedem einzelnen Organ und jeder Krankheit besondere pathognomo- nische Schallqualitäten entsprechen sollten, gewichen war, so dass Skoda erst wieder unter scharfen kritischen Kämpfen die richtige physikalische Deutung, wie sie eben schon Auenbrugger ange¬ deutet hat, geben musste. In diesem Scholium wird auch zum Ver¬ gleiche auf die analogen Schallverhältnisse beim Beklopfen von leeren und zum Teil mit Flüssigkeit gefüllten Fässern hingewiesen; man könnte daran denken, dass diese Erfahrung, die Auenbrugger als Gastwirtssohn wohl aus der Jugend mitbrachte, später für ihn der Ausgangspunkt seiner Erfindung wurde, doch ist hierüber nichts zu eruieren. Dann werden die verschiedenen akuten und chronischen Krank¬ heiten, bei welchen Aenderungen des Perkussionsschalles Vor¬ kommen, erörtert, das Auftreten des abnormen Tones bei Flüssigkeits¬ ergüssen wird durch Einspritzen von Flüssigkeit an der Leiche er¬ gründet. Es zeigt sich, dass Auenbrugger von den Beziehungen der Pneumonie zu den Aenderungen des Perkussionsschalles gute Kenntnis hatte. Auch die Prognose wird erörtert und jene Krank¬ heiten, bei welchen die Schallveränderung fehlt, wie Pleuritis sicca. Der abnorme Ton tritt bei entzündlichen Brustkrankheiten meist am 4. Tage auf, oft später und immer an der ergriffenen Seite. Je ge¬ dämpfter der Perkussionsschall, je ähnlicher dem Fleischton, desto schwerer ist die Krankheit; je grösser das Dämpfungsgebiet, desto bestimmter ist die Gefahr. Gefährlicher ist Ergriffensein der linken Seite oder der unteren und hinteren Thoraxpartie. Vollständige Dämpfung einer Thoraxhälfte wie auch über dem Sternum ist meist tödlich. Fleisch- (Schenkel-) Ton in grösserem Umfange in der Herz¬ gegend ist sehr gefährlich. Die chronischen Krankheiten mit abnormem Perkussionsschall teilt Auenbrugger entsprechend den unklaren pathologischen Vorstellungen seiner Zeit in solche, welche durch verborgene und solche, die durch unseren Sinnen wahrnehmbare Ursachen bedingt werden. Zu den erstem gehören erbliche Disposition zu Brustkrank¬ heit, Gemütsleiden, wobei getäuschte Sehnsucht, insbesondere das Heimweh eine grosse Rolle spielt, eine Beziehung, welche Auen- 1A) Der Ausdruck Schenkelton scheint mir von S t o 11 zu stam¬ men. S. Vorlesungen über einige langwierige Krankheiten, heraus¬ gegeben von Eyerel, Wien 1785, I, S. 90.