Zur Kenntnis verschiedener cellulärer Vorgänge und Erscheinungen in Geschwülsten / von H. Stroebe.

  • Stroebe, H.
Date:
[between 1890 and 1899?]
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Credit: Zur Kenntnis verschiedener cellulärer Vorgänge und Erscheinungen in Geschwülsten / von H. Stroebe. Source: Wellcome Collection.

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    Phagocyten liegende chromatische Körner auf eine eingewanderte zweite Blutzelle deuteten — Bilder, deren Deutung freilich manchmal nicht ausser allem Zweifel stand. Besonders häufig lieferte die Bilder von Phagocytose ein etwa hasel¬ nussgrosses, oberflächlich leicht ulcerirtes Lippencarcinom in den Zellen seines Stromas, welches einen etwas ungewöhnlichen Bau zeigte. Es setzte sich in der ganzen Ausdehnung des Tumors zusammen aus Capil- laren, häufig mit Karyokinesen am Endothel, aus Fibroblasten, oft in mitotischer Theilung begriffen, aus vielkernigen Riesenzellen und aus mono- und polynucleären Leukocyten, war demnach als ein typisches entzündliches Granulationsgewebe zu bezeichnen. Die Erscheinung der Phagocytose war hier nicht nur an den Fibroblasten zu sehen, sondern es schlossen vor allem die Riesenzellen sehr häufig einen oder mehrere polynucleäre Leukocyten ein, an welchen oft die verschiedenen, oben er¬ wähnten Erscheinungen der Auflösung zu erkennen waren. Dass gerade Riesenzellen gerne körperliche Elemente, und auch solche aus dem Ge¬ webe selbst, in sich einschliessen, ist verschiedentlich bekannt; Sudake- witsch1) hat neuerdings darauf hingewiesen, dass die Riesenzellen im Granulationsgewebe der Sart’sehen Krankheit (Pascha - churda) elastische Fasern in sich einschliessen und, wie es scheint, zur Auf¬ lösung bringen. Bei den erwähnten Riesenzellen aus dem Stroma des Lippencarcinoms erhielt man manchmal den Eindruck, als ob es sich um Fremdkörper-Riesenzellen handle in dem Sinne, wie sie z. B. von Marchand2) geschildert sind; dieselben lagen nähmlich mit Vor¬ liebe am Rande der breiten Stromazüge den Epithelzapfen dicht ange¬ schmiegt und häufig in eine kleine Einbuchtung im Saum des Epithel¬ nestes eingebettet. In der That dürfte die Anschauung, dass eine in ein Gewebe eindringende bösartige Neubildung auf dasselbe einen Reiz ausübt, der einer Fremdkörper Wirkung vergleichbar ist, manches für sich haben. Es würde sich dann die entzündliche Gewebsneubildung, welche an der Peripherie bösartiger Geschwülste so ausserordentlich häufig zu beobachten ist, als eine Reaction auf diesen Reiz betrachten lassen. Hauser 3) hat vor kurzem ähnliche Ansichten über Stromabildung aus¬ gesprochen. Freilich ist hier neben einer mehr mechanischen Reizwirkung auch der Gedanke an chemische Reizung durch Producte, welche die Geschwulst selbst liefert, in Erwägung zu ziehen. Ich habe bei einer beträchtlichen Anzahl von Carcinomen diese peri¬ phere Zone einer ausgeprägten entzündlichen Gewebsneubildung gefunden, welche im histologischen Bilde den Uebergang der Geschwulst in das 1) Riesenzellen und elastische Fasern. Virchow’s Archiv, Bd. CXV, 1889. 2) Untersuchungen über Einheilung von Fremdkörpern. Diese Beitr., Bd. IV, 1889. 3) 1. c. Ziegler, Beiträge zur path. Anat. XI. Bd. 2