Über den gegenwärtigen Stand der Frage nach der Lokalisation im Grosshirn / von C. v. Monakow.

  • Monakow, C. von, (Constantin von), 1853-1930.
Date:
1907
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Credit: Über den gegenwärtigen Stand der Frage nach der Lokalisation im Grosshirn / von C. v. Monakow. Source: Wellcome Collection.

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    tierung oder dann bei der direkten Ausführung bestimmter Be- wegungsarten (Zielbewegungen) beteiligt sind. Alle anderen Hilfskorapo- nenten der Handlung (lokomotorischer, dynamischer und statischer Natur), deren eigentliche ausführende Zentren subkortikal liegen (Kleinhirn, Mittcl- hirn) besitzen in der Rinde, von der aus vor allem auch die Bewegungs- impulse geliefert werden, keine schärfer lokalisierte Repräsentations- felder. Die Prinzipalzentren sind bekanntlich in der ganzen Rinde ver- treten. So gestaltet sich die Beteiligung der verschiedenen anatomischen Appa- rate im Gehirn, beim Handeln in nichts weniger als einheitlicher Weise. Von den die Handlung anregenden, vorbereitenden und eigentlich dirigierenden psychischen und unterpsychischen Apparaten sind, wie wir gesehen haben, wohl keine vorhanden, die lediglich in einem örtlich distinkten Feld reprä- sentiert sind, und von den ausführenden und direkt regulierenden Aktionen ist nur die auf die Tätigkeit der Foci sich beziehende im Kortex schärfer lokalisiert, wogegen die übrigen, die lokomotorischen und stati- schen Bestandteile der Handlung tragenden ihre feinere örtliche Repräsen- tation im Mittelhirn, Cerebellum, Rons, nicht aber in der Rinde selbst besitzen. Da die Handlung das Produkt einer kombi- nierten wechselwirkenden Tätigkeit mindestens jener drei Arten von nervösen Apparaten darstellt, so ergibt sich in klarer Weise, dass von einer eigentlichen schärferen Lokalisation des Handelns (Realisation der Handlung) nicht die Rede sein kann. Wird das Handeln in seinen wesentlichen Komponenten gestört, dann darf man zweifellos neben gewissen lokalen Momenten stets noch ausgedehnte in diffuser Weise die Rinde schädigende pathologische Vorgänge annehmen (vgl. oben). Festere, örtlich scharf begrenzte Felder im Kortex werden nur im Inter- esse eines prompten Zusammenarbeitens und aus rein räumlichen Gründen (Raumersparnis) gefordert (vgl. die Wichtigkeit der örtlichen Repräsentation für die Augenbewegungen). Wir haben eine schärfere Lokalisation der Funktion nur in bezug auf die Aufgaben des Stabkranzes und in bezug auf die zur erfolgreichen Betätigung des letzteren unmittelbar notwendigen Ver- bände, vor allem der im Bereich des Einstrahlungsgebietes im Kortex liegender Assoziationsbüudel. Alle diejenigen Funktions- bestandteile, bei denen das zeitHche Moment eine grössere, resp. die wesentlichste Rolle spielt und die physiologisch als verwickelte Ableitungen von chronologisch weit zurückliegenden Erregungszuständen zu betrachten sind, mit anderen Worten alle der direkten Realisation von Handlungen vorausgehenden Evokationen, Auslösungen etc. sind einer eigentlichen ana- tomischen Lokalisation nicht zugänglich.