Die Anatomie des Ohres in ihrer Anwendung auf die Praxis und die Krankheiten des Gehörorganes : Beiträge zur wissenschaftlichen Begründung der Ohrenheilkunde.

  • Tröltsch, Anton Friedrich, Freiherr von, 1829-1890.
Date:
1861
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Anatomie des Ohres in ihrer Anwendung auf die Praxis und die Krankheiten des Gehörorganes : Beiträge zur wissenschaftlichen Begründung der Ohrenheilkunde. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    25/128 (page 9)
    zur Untersuchung des Trommelfelles uns instrumentellcr Hülfe, der „Ohrspiegel8 oder „Ohrtrichterft; bedienen, so haben wir denselben eigentlich nicht zur Geraderichtung des Gehörgangs nöthig, wie das gewöhnlich angegeben wird, sondern nur, um den mittelst Zug der Hand bereits gerade gerichteten Ohrkanal leichter so zu erhalten und zugleich weitere impcdimenta visus, die kleinen, von der Wand ausgehenden Haare etc. an dieselbe anzudrängen. Sind diese Haare wenig entwickelt oder der Gehörgang sehr weit, so genügt der ange- gebene Zug der Hand vollständig, um das Trommelfell ohne Weiteres zu sehen. (Eine abnorme Weite mit ungewöhnlich geradem Verlaufe des Gehörgangs scheint bei vielen Leuten von der Gewohnheit her- zurühren, mit den Fingern häufig in der Ohröffnung herumzubohren.) Wird die Ohrmuschel und somit der knorpelige Kanal nicht genügend nach hinten und oben gezogen, bei der Untersuchung des Trommelfells, so bekommt man in der Regel, man mag dieses oder jenes Instrumentes sich bedienen, nur den hinteren und oberen Theil der Gehörgangswand und des Trommelfells zu Gesicht, nicht aber deren vordere Parthien. Eben so verhält es sich bei verschiedenen für die Tiefe des Gehörganges berechneten Vornahmen, wie z. B. beim Ausspritzen; wird hiebei nicht gleichzeitig die Krümmung des Ohrkanals ausgeglichen, so trifft die hauptsächlichste Wirkung nur die obere Wand, während die tieferen Theile und das Trommel- fell wenig oder gar nicht von dem Wasser berührt werden. Da nun gerade diejenigen Ohrenleiden, welche das Allgemeinbefinden und das Leben der Patienten am häufigsten beeinträchtigen, die Otorrhöen, in ihrem Verlaufe und ihrem Ausgange am meisten von der richtigen Entfernung des eiterigen Sekretes aus der Tiefe, resp. einem passenden Ausspritzen des Ohres, abhängig sind, so mag es wohl der Mühe werth sein, an diese anatomischen Verhältnisse zu erinnern. Wenn der Arzt, welcher Einspritzungen des Ohres ver- ordnet, sicher sein will, dass dieselben auch passend gemacht werden, muss er stets dem Patienten oder seiner Umgebung die geeigneten Unterweisungen ertheilen und es sich von den Leuten zeigen lassen, wie sie sich dabei anstellen, sonst wird seine Verordnung häufig von geringem Nutzen sein. — Wie die Weite des Gehörganges und seine winkelige Krümmung bei verschiedenen Personen sehr wechselnd entwickelt ist, so begegnet man auch nicht so gar selten einer mehr oder weniger starken Ein- wärtsbiegung der vorderen Knochenwand dicht am Trommelfell, welche manchmal den vordersten Theil dieser Membran unseren Blicken