Die Anatomie des Ohres in ihrer Anwendung auf die Praxis und die Krankheiten des Gehörorganes : Beiträge zur wissenschaftlichen Begründung der Ohrenheilkunde.

Tröltsch, Anton Friedrich, Freiherr von, 1829-1890.

Date:: 1861

Credit: Die Anatomie des Ohres in ihrer Anwendung auf die Praxis und die Krankheiten des Gehörorganes : Beiträge zur wissenschaftlichen Begründung der Ohrenheilkunde. Source: Wellcome Collection.

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$eine grosse Menge feiner Fädchen spaltet; welche in Schnecke und Vorhof eintreten, so erklärt es sich, warum derselbe beim Heraus- nehmen des Gehirnes aus dem Schädel leicht abreisst, und am Ge- hirne hängen bleibt, so dass man am Felsenbeine manchmal vergeblich nach einem Hörnerven sucht. Unter den verschiedenen congenitalen Uebeln, welche Taubstummheit bedingen, wird auch öfter Fehlen des Acusticus aufgeführt; möglich, dass dieser Defect manchmal auf obige Weise zu Stande gekommen ist. Wir erwähnten schon früher, dass der innere Gehörgang von einer Fortsetzung der Gehirnhäute ausgekleidet ist und dass es oft in diesem Verhältnisse beruht, wenn aus der Betheiligung des Labyrinthes oder des Canalis Fallopii an einer Entzündung der vor- deren Abschnitte des Gehörorganes eine eiterige Meningitis hervor- geht. Dieses Verhältniss ist weiter von grosser Wichtigkeit für die richtige Deutung der serösen Ohrenausflüsse nach Schlag oder Fall auf den Kopf. Dieses oft in beträchtlicher Menge ausfliessende Fluidum wurde früher für Blutserum gehalten, das entweder von einem in der Nähe der Schädelfractur gelegenen Extravasate oder aus den nur schwach eingerissenen Venensinussen komme; Andere erklärten dasselbe für Labyrinthwasser, bis die genaue anatomische Untersuchung solcher Fälle und die chemische Analyse der Flüssig- keit nachwiess, dass es sich hier jedenfalls um Liquor cerebro-spinalis handelt. Da derselbe im Subarachnoideal-Raum sich befindet, und dieser bis in den inneren Gehörgang sich hinein erstreckt, so begreift es sich, wie durch eine Fractur der Schädelbasis, welche durch den inneren Gehörgang auf das Labyrinth und die Paukenhöhle sich fort- setzt und mit einem Einriss der Hirnhäute und des Trommelfells verbunden ist, diese Flüssigkeit aus der Schädelhöhle durch den äusseren Gehörgang sich ergiessen kann. Aus dem Ausfliessen einer grösseren Menge wasserheller Flüssigkeit von salzigem Geschmacke aus dem Ohre, welche arm an Eiweiss und reich an Kochsalz ist, kann man daher stets auf eine Verletzung an der Schädelbasis schliessen. Unrichtig ist die Angabe, dass mit einem solchen serösen Ohrenausflüsse nothwendig eine lethale Prognose verbunden sei, in- dem eine ziemliche Reihe von Kranken, welche dieses Zeichen in hohem Grade darboten, wieder genasen, ja merkwürdigerweise ihr Gehör auf der verletzten Seite zum Theile wieder erhalten haben sollen. Jedenfalls hat aber ein seröser Ausfluss nach einer Kopf- verletzung eine weit ernstere Bedeutung, als ein rein blutiger, selbst wenn letzterer mehrere Tage dauerte, indem jener stets einen Ein- riss der Gehirnhüllen voraussetzt, mit diesem aber möglicherweise$