Anleitung zur Brillen-Verordnung für Ärtze und Studirende / von P. Stoewer.

  • Stoewer, P.
Date:
1895
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Credit: Anleitung zur Brillen-Verordnung für Ärtze und Studirende / von P. Stoewer. Source: Wellcome Collection.

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    Wir bekommen natürlich für diese Entfernung beim Mj^open keine normale Sebscbärfe, weil der Myop hier nur Bilder in Zer- streuungskreisen auf die Retina entworfen bekommt. Wir gehen nun mit entsprechend kleineren Sehproben näher, bis wir zu einem Punkte kommen, wo wir normale ^) Sehschärfe erreichen. Hier liegt der Fernpunkt des myopischen Auges. Haben wir diesen Fernpunkt nun in vielleicht 0'50 Meter gefunden, so wissen wir, daß, um von der Unendlichkeit bis zu O'öO Meter zu accommodiren, die Wirkung einer Linse nöthig wäre von 0-50 Meter Brennweite — ^oo/^o = 2 Dioptrien. Um 2D müßte also der Myop seine Accommodation noch entspannen können, wenn er Emmetrop sein wollte 2); und 2D bezeichnet demnach den Grrad seiner Myopie. Aetiolo^ie: Die Kurzsichtigkeit ist eine Refractions- anomalie, die der Neugeborene nur ausnahmsweise mit auf die Welt bringt; gewöhnlich bildet sie sich erst später aus. Sie kann auftreten entweder als Krümmungsmyopie, wenn der sagittale Durchmesser normal, die brechende Wirkung aber verstärkt ist, oder als Achsenmyopie, wenn bei normalen brechenden Medien der sagittale Durchmesser des Auges ver- längert ist. Schließlich ist auch eine Combination beider Anomalien möglich. Eine Krümmungsmyopi^ bekommen wir besonders durch Ektasien der Hornhaut durch Luxation der Linse in die vordere Augenkammer und zuweilen bei beginnender Cataract. Weit häufiger ist die Achsenmyopie. Sie entwickelt sich im schulpflichtigen Alter bei Emmetropen und früheren Hyperopen, kann zu einem geringen oder doch nur mittleren Grade der Kurzsichtigkeit führen und dann stationär bleiben. Diese Individuen haben gewöhnlich keine weiteren Beschwer- den , als daß sie nicht deutlich in die Ferne sehen können. Andererseits finden wir Augen, die ein progressives Wachsen ihrer Myopie zeigen. Derartige Individuen sind häufig mit kurzsichtigen Eltern belastet. Worin die ererbte Disposition liegt, wissen wir nicht sicher. Wahrscheinlich macht eine abnorme Nachgiebig- ') Oder doch die mögliclist beste. =■) Ein Concavglas Nr. 2, dicht vor's Auge gesetzt, würde aus der Unendlich- keit kommende Strahlen so brechen, als ob sie aus 0 50 Meter als aus dem wirk- lichen Fempunkt des Auges kämen (Fig. 10). Fig. 10. ^) Hier ist die Myopie fast immer mit Astigmatismus combinirt.