Über Schreiber- und Pianistenkrampf / von J. Zabludowski.

  • Zabludowski, J.
Date:
1901
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Credit: Über Schreiber- und Pianistenkrampf / von J. Zabludowski. Source: Wellcome Collection.

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    37] der Ausgangsstelle. Der Schmerz kann auch Gelenke überspringen. Er tritt sowohl bei Druck als auch bei Bewegung auf, bald mehr im Hand- gelenke, Ellbogen, bald in der Schulter bis zum Kücken oder auch im Verlaufe einiger Interkostalräume gegen das Sternum hin. Die Intensität des Schmerzes hängt sowohl von der anatomischen Beschaffenheit der betreffenden Partie als auch von den an dieselbe zu stellenden Anforde- rungen ab. So konnte ein Patient trotz des Schmerzes am rechten vierten Finger und am Daumen öffentlich spielen, aber mit dem Taktstock zu dirigiren, war ihm unmöglich. Manchmal hat das Überspielen ein Gan- glion zur Folge an der Beugeseite des Metakarpophalangealgelenkes des einen oder des anderen Fingers oder oberhalb des Handgelenks. Manch- mal verbreitet sich die Entzündung weniger nach den Weichtheilen, Muskeln und Nerven als nach den anliegenden Knochen: es entsteht Periostitis. • Es sind für den Druck sehr empfindliche Verdickungen am Knochen zu treffen, welche ich sowohl an der Endphalange des Daumens als auch am Processus styloideus ulnae beobachtet habe. Der Häufigkeit nach kann man die neuritische Form bei den Pianisten der paralytischen bei den Schreibern gleichstellen. Von den etwas seltener auftretenden Motilitätsstörungen sind es die Arbeitsparesen, denen wir hier be- gegnen. Der eine oder andere Streckmuskel oder auch der ganze Arm versagen nach wenigen Minuten Spiel ens. Ich beobachtete das Einhaken der Finger: die Erscheinungen des schnellenden Fingers. Letzteres konnte ich jedes Mal als eines der Stigmata bestehender stark ausge- sprochener Hysterie oder Neurasthenie konstatiren. Das Schnellen stellte sich jedes Mal in Perioden ein, wo der Patient größeren Gemüthsauf- regungen ausgesetzt war. Auch ein Einknicken des einen oder des anderen Fingers, ähnlich dem Einknicken des Knies in Folge von Kon- tusionen habe ich wahrzunehmen Gelegenheit gehabt. Man kann oft verfolgen, wie die periphere Erkrankung das Gesammtbefinden in hohem Maße beeinflusste. Die Innervation zur Heranziehung erkrankter Gebilde zur Arbeit muss naturgemäß immer stärker werden. Es tritt somit eine große Ermüdung und Abspannung ein, schon bei früher mit Leichtig- keit ausgeführter Arbeit. Die neuritische Form giebt dann Kombinationen mit der paralytischen. Besondere statische Verhältnisse, die physiologisch zum Beweggrund von Formveränderungen an Knochen und Muskeln werden, kommen bei Musikern zur Geltung. Die Geiger bekommen eine Verlängerung des Zeige- und des Mittelfingers der linken Hand um 1—2 cm gegen die rechte. Die Pianisten bekommen eine ganz viereckige Form der Nagel- glieder; letztere sehen dann wie richtige Hämmer aus. Die Breite der Phalanx übersteigt wenig die Dicke. Je jünger das Individuum beim Beginn des Musikübens war, desto stärker die formative Veränderung. Hs wiederholt sich hier dasselbe wie bei allen Sportübungen, welche 18*