Über Schreiber- und Pianistenkrampf / von J. Zabludowski.

  • Zabludowski, J.
Date:
1901
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Credit: Über Schreiber- und Pianistenkrampf / von J. Zabludowski. Source: Wellcome Collection.

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    [36 Wenn auch die Krankheit der Pianisten zu der größeren Kategorie der Beschäftigungskrankheiten gehört, so unterscheidet sie sich doch viel- fach von den in der Skala der Beschäftigungskrankheiten ihr am nächsten stehenden, nämlich der Schreiber- und der Violinspielerkrankheit. Treten doch die letzteren meist nur bei der Ausführung der ganz be- stimmten Arbeit auf; sie gehen wenig objektive Erscheinungen an der betheiligten Hand, sie entwickeln sich langsam und latent; die Träger dieser Krankheiten haben bereits das jugendliche Alter überschritten. Anders ist das Bild der Klavierspielerkrankheit. Wir haben es bei ihr mit einer traumatischen Entzündung in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung an einem oder mehreren Fingern und deren Nach- bargelenken zu thun. Der Beginn der Krankheit ist meist ein plötz- licher. Wir haben die objektiven Erscheinungen der Entzündung. Während die meisten Schreiber und Geiger in ihrem Berufe meist viel gearbeitet hatten, bevor sie erkrankten, giebt es unter den kranken Pianisten gar viele, die nicht viel arbeiteten. Dann kommt noch der Unterschied hinzu, dass bei den Pianisten die Schmerzen auch außerhalb ihrer speciellen Arbeit bestehen. Der Eine erkrankte beim Untersetzen des Daumens — hauptsächlich, wenn derselbe nicht im zweiten Phalan- gealgelenk leicht flektirt, sondern ganz gestreckt wurde —, der Andere bei einer besonders starken Spreizung der Finger. Es sind ebensolche Muskel- und Gelenkzerrungen, wie sie auch an anderen Gelenken nach Traumen alltäglich Vorkommen. Bei Ruhigstellung der verletzten Stelle tritt gewöhnlich schnell Heilung ein, bei Wiederaufnahme aber der Be- schäftigung unter den früheren Bedingungen treten die Recidive schon bei geringerer Veranlassung auf. Dann bekommt die Krankheit einer- seits einen subakuten oder chronischen Charakter, andererseits hält sie sich nicht an die Grenzen der zuerst erkrankten Partie. Durch die Ver- breitung auf die Nachbargewebe entsteht die neuritische, die hier ge- wöhnlichste Form der Erkrankung. Seltener, als Folge der Erschlaffung der Gelenke nach vorhergegangenen Ergüssen, hat man es mit Schwäche- und Erlahmungszuständen, der paralytischen Form, zu thun. Zu Krampfformen kommt es äußerst selten. Sogar bei den Schreibmaschinen- schreibern, obgleich diese Art von Berufsthätigkeit in ihrer Handhabung sich am meisten dem Klavierspiel nähert, sind die Krampfformen weniger selten. Dies hat auch darin seinen Grund, dass von den Schreiber- kranken die Zuflucht zum Maschinenschreiben erst genommen wird, wo andere Mittel schon versagten, während das Klavierspiel unter gleichen Verhältnissen schon längst völlig aufgegeben worden wäre als etwas ganz Werthloses. Zu den schwereren Formen der Klavierspielerkrankheit gehört die- jenige, in welcher im Verlaufe des einen Armnervs sich ein Schmerz ausbildet, welcher an ferner gelegenen Punkten intensiver auftritt, als an